Iran und die Macht der Mullahs

SPOTLIGHT: Als neuer Präsident (Regierungschef) des Iran ist Ebrahim Raisi am 05. August 2021 im Parlament für eine vierjährige Amtsperiode vereidigt worden. Der 60 Jahre alte, erzkonservative Kleriker wird damit offiziell der Nachfolger von Hassan Rohani, der nach zwei Amtsperioden nicht mehr antreten durfte. Als Spitzenkandidat der politischen Hardliner hatte Raisi die Präsidentenwahl im Juni mit knapp 62 Prozent der Stimmen gewonnen.


Iran - das politische System und die Macht der Mullahs

Politisches System

Das Schaubild verdeutlicht das politische System des Iran und die Macht der Mullahs. Die Grafik zeigt im linken Teil die gewählten politischen Organe (rot)

  • Parlament (Einkammersystem)
  • Präsident (Regierungschef)

und im rechten Teil die religiös-politischen Organe (grün)

  1. Staatsoberhaupt (zugleich religiöses Oberhaupt, oberster Rechtsgelehrter und Oberbefehlshaber der Streitkräfte und der Revolutionsmilizen)
  2. Wächterrat (zentrale Macht- und Einflussinstitution)
  3. Expertenrat (zeitgleich mit dem Parlament formal "gewählt")
  4. Schlichtungsrat (eine Art Vermittlungsausschuss)

Die ersten drei Organe bestimmen sich quasi selbst in einem circulos virtuosus. Die Bilder zeigen die derzeitigen obersten Repräsentanten der jeweiligen Organe.

Anfang Januar 2019 wurde der Chef des Justizsystems, Sadegh Amoli Larijani, zum neuen Vorsitzenden des Schlichterrates ernannt. Larijani folgt auf den ehemaligen iranischen Justizchef Schahrudi, der Ende 2018 im Alter von 70 Jahren gestorben war. Einer seiner Brüder, Ali Larijani, ist Parlamentssprecher.


Der schiitische Halbmond - Länder mit bedeutsamen Anteil von Schiiten

Islam - der schiitische Halbmond

Die ethnische Verteilung im Nahen Osten (siehe nächste Grafik) wird überlagert durch die beiden unterschiedlichen Hauptströmungen des Islam. Während die meisten arabischen Staaten der sunnitischen Glaubensrichtung angehören, die weltweit ca. 90% aller Moslems umfasst, sind einige Länder eng mit dem Mutterland der Schia, dem Iran, verbunden.

Aufgrund der geographischen Ausdehnung spricht man hierbei vom sogenannten schiitischen Halbmond. Hierzu zählen im weitesten Sinne und in durchaus unterschiedlicher Ausprägung folgende Länder (Auflistung von hohem zu niedrigem Anteil der Schiiten): Iran (Mutterland), Aserbaidschan, Irak, Bahrain, Jemen, Libanon, Kuwait und Syrien.

Die Inlet-Tabelle listet den schiitischen Bevölkerungsanteil dieser Länder prozentual und in nominale Einwohnergrößen umgerechnet auf. Auch in den anderen durch den Halbmond abgedeckten Ländern leben Schiiten, deren dortiger Anteil meist auf unter 10 Prozent geschätzt wird.

Hinweis: Die Angaben zum Anteil der Schiiten basieren zumeist auf inoffiziellen Schätzungen. Diese können je nach Publikation und deren "Quelle" deutlich variieren. Wir haben die unserer Meinung nach seriösesten und zuverlässigsten Quellen herangezogen.


Ethnien im Nahen Osten

Ethnien im Nahen Osten

Die Verteilung der wichtigsten Ethnien des Nahen Ostens wird wie folgt dargestellt

•  Araber (gelb)
•  Israelis (blau)
•  Türken (orange)
•  Iraner (= Perser) (grün)
•  Kurden (schematische Verteilung als transparente Ellipse)

Die wechselseitige Abneigung der Ethnien ist meist "herzhaft", was aber eine Zusammenarbeit, sofern sie den eigenen Interessen dienlich ist, durchaus nicht ausschließt - siehe die Verbindung Syrien - Iran oder die (seit dem Ship-to-Gaza-Zwischenfall im Mai 2010) abgekühlte Kooperation Türkei - Israel.

 

23 Oktober 2022 Kategorien Iran