Bundeswehrreform – die Neuausrichtung 2011

Bundeswehr - Bundeswehrreform 2011 - Eckdaten der Neuausrichtung

Eckdaten der Bundeswehrreform 2011

Die Grafik vergleicht den Ist-Stand 2011 (hellgelb) mit den Planungsvorgaben der Reform (dunkelgelb). Dies warf damals mancherlei Fragen auf:

  • Anstatt 220.000 militärisches Personal in Zukunft nur noch 175.000 plus?
  • Anstatt 76.000 ziviles Personal in Zukunft nur noch 55.000 Mitarbeiter?
  • Und dazu noch die Aussetzung der allgemeinen Wehrpflicht?

Für viele brach eine heile Welt zusammen. Die Bundeswehr jedoch hat es überlebt...

Einzelheiten der Eckdaten der Reform sehen Sie in der Tabelle am Seitenende.


Bundeswehrentwicklung seit 1989 - Reformziel der Neuausrichtung 2011

Reformziel der Neuausrichtung 2011

Die Grafik zeigt die Entwicklung der Umfangszahlen seit 1989 einschließlich des Reformziels aus dem Jahr 2011. Im Einzelnen:

  • militärische Komponente (gelbe Säulen)
  • zivile Komponente (blaue Säulen)
  • Grundwehrdienstdauer (rote Linie)

Die rote Linie zeigt die Dauer des Grundwehrdienstes bis zu seiner Aussetzung Mitte 2011. Der Umfang der Freiwilligen Wehrdienst Leistenden beträgt mindestens 5.000 (sogenannte Fixvorgabe) und bis zu maximal 10.000 Weiteren (sogenannte Flex-Planzahl), insgesamt also maximal 15.000.

Bitte beachten: Der neue Dienst heißt per Gesetz "Freiwilliger Wehrdienst" (FWD), die Teilnehmer sind also "Freiwilligen Wehrdienst Leistende" (FWDL) - und nicht freiwillig Wehrdienstleistende. Der Wehrdienst als Pflichtdienst wurde mit der Wehrpflicht ausgesetzt.


Bundeswehr - Reformvorschläge aus dem Jahr 2000 im Vergleich mit heute

Reformvorschläge im Vergleich

Verglichen werden die Reformvorschläge aus dem Jahr 2000 mit der geplanten Neuausrichtung der Bundeswehr 2011. Gezeigt werden

  1. Ist-Stand 2000 (grüne Säule links)
  2. Reformvorschläge aus dem Jahr 2000 (gelbe Säulen)
  3. Umfang der Streitkräfte laut Neuausrichtung der Bundeswehr (grüne Säule rechts)

Die jeweils helleren Anteile der Säulen zeigen die vorgeschlagene Zahl der Grundwehrdienstleistenden. Interessante Erkenntnis: Wer kam im Jahr 2000 dem Umfang und der Struktur des Reformansatzes von 2011 am nächsten? Sie werden es nicht glauben: Bündnis 90/Die Grünen...


Bundeswehr - Personalstärken der Streitkräfte laut Neuausrichtung

Die neue Struktur der Streitkräfte

Die Grafik zeigt die Planungszahlen der Bundeswehrreform 2011 für die Teilstreitkräfte / Organisationsbereiche wie folgt:

  1. die ersten fünf Säulen zeigen die künftig für einen Einsatz verfügbaren Soldaten/Soldatinnen (insgesamt 144.540)
  2. die rote Säule rechts zeigt die für einen Einsatz nicht verfügbaren Soldaten/Soldatinnen (30.460). Diese befinden sich z.B. turnusmäßig in der Ausbildung bzw. in Berufsförderungsmaßnahmen.

Insgesamt war/ist eine miliärische Personalstärke von 175.000 plus avisiert. Die Streitkräftestärke im Januar 2016 belief sich auf rund 178.500, kam also dem Planziel bereits erstaunlich nahe...

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Tabelle
Eckdaten der Bundeswehrreform 2011

In der nachfolgenden Tabelle sehen Sie in der linken Spalte ausgewählte Komponenten, in der mittleren Spalte die Zielvorgaben der Reform und in der rechten Spalte Angaben zum damaligen Stand im Jahr 2011.

Streitkräfte 175.000 + 2011 ca. 220.000 Soldaten
künftig 175.000 plus x (max. 10.000)
Ziviles Personal 55.000 2011 ca. 76.000 Mitarbeiter
BMVg 2.000 2011 ca. 3.500 Stellen
künftig maximal 2.000
in Auslandseinsätzen 10.000 2011 ca. 7.100 weltweit im Einsatz
künftig bis zu 10.000
Freiwilligen Wehrdienst Leistende (FWDL) 5.000 - 15.000 seit 1. Juli 2011 für 7-23 Monate
5.000 FWDL = "Fixvorgabe"
10.000 FWDL = zusätzlich maximal
Grundwehrdienst Aussetzung der allgemeinen Wehrpflicht Aussetzung zum 1. Juli 2011 -
bis dahin Grundwehrdienstdauer von 9 Monaten (seit 2002)
Einsparungen 8,3 Milliarden Euro Spargebot gelockert bis 2015
(vormals bis 2014)

Die neuen Kommandos

Die früheren Führungsstäbe der Teilstreitkräfte bzw. Organisationsbereiche wurden zu Kommandos und sind nicht mehr Teil des Ministeriums. Entsprechend gibt es fünf verschlankte Kommandos sowie das Einsatzführungskommando an folgenden Standorten

•  Kommando Heer Strausberg (bei Berlin)
•  Kommando Luftwaffe Gatow (Bezirk Spandau, Berlin)
•  Marinekommando Rostock
•  Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr Koblenz
•  Kommando Streitkräftebasis Bonn
•  Einsatzführungskommando Geltow (bei Potsdam)

Das Einsatzführungskommando untersteht unmittelbar dem Generalinspekteur.

Hinweis zur Begriffsklärung: Drei der fünf militärischen Organisationsbereiche - nämlich Heer, Luftwaffe und Marine - firmieren auch weiterhin zugleich unter der Terminologie "Teilstreitkräfte".


Kommentar

Auch die nachgeordneten Ebenen der Kommandos wurden neustrukturiert, ebenfalls verschlankt und sollen damit effizienter gemacht werden. Insgesamt soll ein breites "Fähigkeitsprofil" erhalten werden und durch Priorisierung der Fähigkeiten die Durchhaltefähigkeit für den Einsatz abgestuft gestärkt werden. Die Zuordnung verschiedener Fähigkeiten auf die Teilstreitkräfte bzw. Organisationsbereiche soll optimiert werden.

Anmerkung: Hierunter fällt - für uns besonders beeindruckend und von uns als ein Höhepunkte der Fähigkeitsoptimierung verstanden - die (Zitat)  "Zusammenfassung der Militärmusik in der Streitkräftebasis". Na denn...

Weniger Indianer, weniger Häuptlinge

Nicht nur die Umfänge reduzierten sich, auch innerhalb der Teilstreitkräfte bzw. Organisationsbereiche ergeben sich weitgehende Veränderungen in erster Linie durch Verschlankung, insbesondere den Wegfall von Hierarchieebenen. Zum Beispiel verfügt das Heer nur noch über drei Divisionen (darunter die Division "Schnelle Kräfte"), und die Luftwaffe verzichtet gänzlich auf die Divisionsebene.

Weniger Soldaten, weniger Panzer

Aber es gibt nicht nur weniger Soldaten, sondern auch weniger Panzer. Das Materialkonzept sieht u.a. auch einen Schnitt bei den Hauptwaffensystemen vor. Zum Beispiel:

225 Kampfpanzer Leopard (statt 350)
350 Schützenpanzer Puma (410)
80 Hubschrauber NH-90 (120)
40 Kampfhubschrauber Tiger (80)
140 Eurofighter (177)

BMVg light

Um mit gutem Beispiel voran zu gehen wurde neben der Neustruktur des BMVg auch eine Verkleinerung des Ministeriums vorgenommen.

Der Trick: Durch die "Auslagerung" der vormals unmittelbar zum Ministerium gehörenden Führungsstäbe (jetzt Kommandos - siehe oben) erklärt sich im Wesentlichen die geplante Verkleinerung des BMVg von etwa 3.500 auf künftig ca. 2.000 militärische und zivile Mitarbeiter.

Berlin/Bonn-Gesetz oder Tarnen und Täuschen

Das Bundesministerium der Verteidigung hat zwei Dienstsitze: Den ersten auf der Hardthöhe in Bonn und den zweiten im Berliner Bendlerblock. Die Aufteilung des Ministeriums auf diese zwei Dienstsitze beruht auf Regelungen des Berlin/Bonn-Gesetzes vom 26. April 1994. Hierin ist für sechs Ministerien mit erstem Sitz in Bonn u.a. festgelegt, dass dort "...der größte Teil der Arbeitsplätze (...) erhalten bleibt.“

Dementsprechend befand sich zunächst der weitaus größere Anteil des BMVg mit rund 3.000 Dienstposten am ersten Dienstsitz in Bonn. Die Neuorganisation des BMVg sieht vor, dass in Berlin bis zu 1.250 Dienstposten, in Bonn etwa 750 Dienstposten sein sollen. Wie macht man daraus den "größeren Teil der Arbeitsplätze"?

Der Trick: Als der Umzugsbeschluss nach Berlin 1991 gefasst und das Bonn/Berlin-Gesetz 1994 verabschiedet wurde, hatte das BMVg etwa 5.000 Mitarbeiter. Wenn nun 1.250 Dienstposten für Berlin vorgesehen sind, sind das gerade einmal 25 Prozent der damaligen Zahl - also eindeutig der "kleinere" Teil der Arbeitsplätze. So einfach geht das...