Konzeption der Bundeswehr

Die „Konzeption der Bundeswehr“ (KdB) ist als langfristige Grundsatzweisung das Dachdokument der Gesamtkonzeption der militärischen Verteidigung Deutschlands.

Abgeleitet aus der sicherheitspolitischen Lage macht das ressortgemeinsam abgestimmte und vom Bundeskabinett verabschiedete „Weißbuch zur Sicherheitspolitik und zur Zukunft der Bundeswehr“ vom 13. Juli 2016 (Weißbuch 2016) Vorgaben für die sicherheitspolitische Ausrichtung Deutschlands. Es legt den Auftrag und die Aufgaben der Bundeswehr fest.

Die aktuellen Entwicklungslinien werden in der KdB für das Verteidigungsressort umgesetzt. Entlang dieser Vorgaben richtet sich die Bundeswehr auf die Zukunft aus. Die KdB steht als militärischer Teil an der Gesamtverteidigungsplanung der Bundesrepublik Deutschland im Inland und im Ausland in Wechselwirkung mit den Inhalten der „Konzeption Zivile Verteidigung“ (KZV) des Bundesministeriums des Inneren und weiteren Dokumenten der für die Sicherheitsarchitektur Deutschlands verantwortlichen Ressorts.

Die KdB ist als „Dachphilosophie“ ein Leitfaden für alle militärischen und zivilen Bereiche der Bundeswehr im Sinne eines ganzheitlichen Ansatzes. Sie dient dem gemeinsamen Verständnis, wie die gesetzten Ziele erreicht werden und wie die Instrumente angewendet werden sollen.


Nationale Zielvorgabe

Die "Nationale Zielvorgabe" (NatZV) legt den qualitativen Anspruch und die Vorgaben für das durch die Bundeswehr national und im multinationalen Kontext zu erbringende Handlungs- und Leistungsvermögen fest. Sie ist wesentlicher fähigkeits- und strukturbestimmender Leitfaktor für die Ausplanung und Ausgestaltung der Bundeswehr:

• Die Bundeswehr leistet in den nationalen und internationalen Gestaltungsfeldern einen substanziellen Beitrag zur Sicherstellung der strategischen Prioritäten Deutschlands. Die strategischen Vorgaben und Forderungen der NATO und EU dienen als wesentliche Sollvorgaben für das Fähigkeitsprofil der Bundeswehr und als bestimmende Grundlinie für die nationale Fähigkeitsentwicklung. Sie werden ergänzt um weitere nationale Vorgaben, sofern diese nicht bereits durch multinationale Planungsziele abgedeckt sind. Dies untermauert die Bereitschaft, zur Wahrung der sicherheitspolitischen Interessen Deutschlands in der internationalen Gemeinschaft mehr Verantwortung zu übernehmen und in multinationaler Kooperation verstärkt eine Führungsrolle einzunehmen.

• Die Bundeswehr stellt mit einsatzbereiten militärischen und zivilen Kräften und Mitteln Fähigkeiten für das gesamte Aufgabenspektrum bereit. Grundsätzlich werden allen Angehörigen der Bundeswehr einschließlich der Reserve Aufgaben in der Grundaufstellung zugewiesen, die entweder ständig oder im Spannungs- und Verteidigungsfall wahrzunehmen sind.

• Die Bundeswehr erfüllt ihre Verpflichtungen aus den jeweiligen Organisationsstrukturen und unter Einnahme von aufgabenspezifischen Einsatz- oder Missionsstrukturen.

• Die Möglichkeit der Übernahme von Führungsverantwortung als Rahmennation ist in allen Kooperationsfeldern mit Fähigkeiten sicherzustellen, in die Beiträge anderer Nationen flexibel und synergetisch integriert werden können.

• Die Befähigung zum bundeswehrgemeinsamen Wirken in allen Dimensionen – Land, Luft, See, Cyber- und Informationsraum sowie Weltraum – ist übergeordneter Maßstab. In den Dimensionen Land, Luft und See bleibt die Befähigung zum Kampf Wesensmerkmal und Maßstab für die Einsatzbereitschaft.

Das Wahrnehmen der gleichrangigen Aufgaben der Bundeswehr kann nach Charakter, Intensität und Gleichzeitigkeit im Zeitablauf variieren. Die Bundeswehr erfüllt ihre Aufgaben eingebettet in einen gesamtstaatlichen, vernetzten und größtenteils multinationalen Ansatz. Das nur einmal vorhandene und anhand vorgegebener und limitierter Ressourcen ausgestaltete Single Set of Forces ist so ausgerichtet, dass es mit den in seiner Grundaufstellung zur Verfügung stehenden Kräften und Mitteln und mit Ergänzung von Missionspaketen alle Aufgaben gleichrangig wahrnehmen kann.


Grundaufstellung der Bundeswehr

Die Grundaufstellung umfasst alle Fähigkeiten zur Landes- und Bündnisverteidigung, für den Heimatschutz, das nationale Risiko- und Krisenmanagement und die Verteidigungsaspekte der gesamtstaatlichen Cyber-Sicherheit einschließlich der Cyber-Sicherheit in den bundeswehreigenen Netzen sowie zur Aufrechterhaltung des Betriebs Inland einschließlich der Aufgaben als Host Nation und als Transitland.

Die Grundaufstellung entspricht in der Regel nicht der Friedensorganisation und den jeweiligen Stationierungsfestlegungen. Zur Wahrnehmung und Unterstützung der Aufgaben im Rahmen der LV/BV sind Einsatzstrukturen festzulegen und einzunehmen.

Die Grundaufstellung bildet den Kern der Bundeswehr, enthält aber nicht alle Fähigkeiten, um die weiteren gleichrangigen Aufgaben zu erfüllen. Für Fähigkeiten, die nicht vollständig aus der Grundaufstellung alimentiert werden können, sind zusätzliche Missionspakete erforderlich. Missionspakete ergänzen die Grundaufstellung der Bundeswehr.