SPOTLIGHT: Deutschland hatte zum Jahresende 2022 nach einer ersten Schätzung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) mindestens 84,3 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner. Damit lebten hierzulande so viele Menschen wie noch nie am Ende eines Jahres. Gegenüber dem Jahresende 2021 nahm die Bevölkerungszahl um 1,1 Millionen Personen zu. Die Ursache dieses starken Wachstums war eine Nettozuwanderung (positiver Saldo aus Zu- und Fortzügen) auf Rekordniveau.
Einwohnerzahlen Deutschlands ab 1871
Das Säulendiagramm zeigt die Entwicklung der Einwohnerzahlen Deutschlands seit 1871 wie folgt
- von 1871 bis 1939 auf dem früheren Reichsgebiet (orange)
- ab 1950 auf dem Gebiet der Bundesrepublik (dunkelgrün) und der ehemaligen DDR (hellgrün)
- ab 03.10.1990 auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik
Die Einwohnerzahl Deutschlands hat sich in 140 Jahren etwa verdoppelt - eine im globalen Vergleich relativ geringe Steigerungsrate. Weitere Erkenntnisse in Kurzform finden Sie im Kommentar weiter unten.
Weiterführender externer Link
- Statistisches Bundesamt (Destatis)
(siehe dort Themenbereich "Bevölkerung")
Einwohnerzahlen Deutschlands der letzten Jahre
Das Säulendiagramm zeigt die Entwicklung der Einwohnerzahlen Deutschlands in den letzten Jahren wie folgt
- bis 2010 (orange)
- ab 2011 gemäß Zensus 2011 (dunkelgrün)
Die Zahlen ab 2011 sind das Ergebnis der Bevölkerungsfortschreibung auf Grundlage des Zensus 2011, der jüngsten Volkszählung in Deutschland. Die Einwohnerzahl verringerte sich um rund 1,4 Millionen, vor allem aufgrund geringerer Ausländerzahlen als bis dahin angenommen. Deutlich wird, dass sich bereits ab 2004 die Einwohnerzahl stetig verringerte, bis es im Jahr 2011 zum Bruch der alten Reihe kam. Danach stiegen die Zahlen wieder stetig und ab 2014 sprunghaft, vor allem aufgrund des Zustroms sogenannter Flüchtlinge.
In den knapp drei Jahrzehnten seit der deutschen Vereinigung wuchs die Bevölkerung Deutschlands überwiegend, mit Ausnahme der Jahre 1998 sowie 2003 bis 2010. Dieses Bevölkerungswachstum ist ausschließlich auf die Nettozuwanderung zurückzuführen. Ohne Wanderungsgewinne würde die Bevölkerung bereits seit 1972 schrumpfen, da seither jedes Jahr mehr Menschen starben als geboren wurden. Trotz steigender Bevölkerungszahlen schreitet die demografische Alterung voran.
Analyse und Kommentar
(1) Entwicklung der Einwohnerzahlen seit 1871
- Die Einwohnerzahl Deutschlands hat sich in 140 Jahren etwa verdoppelt, was im globalen Vergleich eine geringe Steigerungsrate darstellt.
- Zwischen Weltkrieg I und Weltkrieg II gab es keine "Bevölkerungsexplosion", welche die im Dritten Reich propagierte These von einem "Volk ohne Raum" unterstützt hätte.
- Der Aderlass der DDR betrug während ihrer Existenz etwa 2 Millionen.
- Die Einwohnerzahl Deutschlands hatte laut alter amtlicher Bevölkerungsfortschreibung im Jahr 2002 mit rund 82,5 Millionen ihren vorläufigen Zenit erreicht.
(2) "Bevölkerungsschwund" im Jahr 2011?
Wurde die amtliche Einwohnerzahl Deutschlands 2010 noch mit rund 81,7 Millionen angegeben, so waren es 2011 nach offizieller Zählung nur noch rund 80,3 Millionen Einwohner. Gab es also einen Bevölkerungsrückgang von 1,4 Millionen?
Nein, denn die Einwohnerzahl für 2010 ergab sich aus der amtlichen Bevölkerungsfortschreibung, die auf den Daten der Volkszählung 1987 in der Bundesrepublik beziehungsweise auf den Daten des zentralen Einwohnermelderegisters der DDR aus dem Oktober 1990 basierte.
Die Einwohnerzahl für 2011 hingegen wurde mit dem "Zensus 2011" (Volkszählung) ermittelt. Mit der Veröffentlichung der Zensusergebnisse wurde die Berechnung der Bevölkerungszahl auf eine neue Grundlage gestellt. Danach gab es am Zensusstichtag 9. Mai 2011 in Deutschland gegenüber der bis dahin gültigen Bevölkerungszahl rund 1,4 Millionen Einwohner weniger als angenommen. Die Gründe:
(a) Zum einen war ein realer Bevölkerungsrückgang zu verzeichnen. Ein wesentlicher Grund hierfür war das in Deutschland schon seit Längerem bestehende Geburtendefizit, also die Differenz aus Geburten und Sterbefällen.
(b) Zum anderen hatte sich der Wanderungsgewinn, also mehr Zuzüge als Fortzüge, deutlich verringert und kehrte sich 2008 und 2009 sogar in einen leichten Wanderungsverlust um. Erst 2010 war wieder ein positiver Saldo zu verzeichnen. 2011 reichte der Wanderungsgewinn wieder aus, um das Geburtendefizit, das sich bis dahin auf fast 190.000 erhöht hatte, zu kompensieren. Der Wanderungsgewinn stieg 2013 bei einem nur leicht höheren Geburtendefizit auf fast 440.000 Personen an und erreichte im Jahr 2015 mit rund 1 Million Personen seinen vorläufigen Höhepunkt.
Ob der Wanderungsgewinn auf Dauer das Geburtendefizit ausgleichen kann, bleibt abzuwarten...
(3) Methodische Hinweise
(a) Die Ergebnisse des Bevölkerungsstandes sind ab dem Jahr 2016 aufgrund methodischer Änderungen bei den Wanderungsstatistiken, technischer Weiterentwicklungen der Datenlieferungen aus dem Meldewesen sowie der Umstellung auf ein neues statistisches Aufbereitungsverfahren nur bedingt mit den Vorjahreswerten vergleichbar.
(b) Zudem können Einschränkungen bei der Genauigkeit der Ergebnisse aus der erhöhten Zuwanderung und den dadurch bedingten Problemen bei der melderechtlichen Erfassung Schutzsuchender resultieren.