Wirtschaftsdaten – VGR-Generalrevision 2014

Das Statistische Bundesamt legte am 1. September 2014 erste Ergebnisse der Revision der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) für den Zeitraum ab 1991 vor. Solche Generalrevisionen der deutschen VGR finden etwa alle fünf Jahre statt, um die Berechnungen an neue Methoden, Klassifikationen und Rahmenbedingungen anzupassen (zuletzt 1999, 2005 und 2011). Dadurch kommt es in den gesamten Zeitreihen zu Korrekturen unterschiedlicher Größenordnung. Für den interessierten Leser bleibt diese Webseite in unserem Archiv.


BIP bis 2013 in Maßeinheiten mit revidierten Zahlen
(revidierte Zahlen)

BIP bis 2013 in Maßeinheiten mit ursprünglichen Zahlen
(alte Berechnung)

Revidierte Entwicklung des BIP in Maßeinheiten

Die beiden Grafiken zeigen das preisbereinigte BIP in Jahresschritten von 2000 bis 2013, ausgewiesen in Maßeinheiten (ME). Die Maßeinheiten sind mit Prozentzahlen in etwa vergleichbar, aber nicht identisch.

Die obere Grafik zeigt die revidierten Zahlen gemäß Generalrevision 2014, bei der als Ausgangsgröße das Jahr 2010 mit 100 ME (rote Linie) angesetzt wurde (sogenannter Kettenindex). Die untere Grafik zeigt die bisherigen Zahlen, wobei hier das Jahr 2005 als Ausganggröße mit 100 ME angesetzt worden war. Beide Schaubilder sind in ihrer Struktur weitgehend identisch, die obere Grafik wirkt lediglich leicht "gestaucht".

Da das BIP preisbereinigt und in Maßeinheiten ausgewiesen wird, werden jährliche Veränderungen des BIP, Einbrüche ebenso wie Aufschwünge, klarer als im nominalen Vergleich sichtbar. Besonders deutlich zeigt sich dies beim Einbruch im Krisenjahr 2009 (hellbraune Säulen) und bei der - im Verhältnis zu 2008 - weiterhin geringen Leistung in 2010. Im Gegensatz zum nominalen prozentualen Vergleich in den beiden Grafiken weiter unten liegt das BIP im Vergleich der Maßeinheiten erst im Jahr 2011 wieder über dem Niveau des Jahres 2008. Hinweis: Die Daten wurden inzwischen weiter modifiziert, vor allem aufgrund neuer bzw. verbesserter Daten.

Hintergrundinformation zur VGR-Generalrevision 2014 siehe weiter unten.


BIP bis 2013 mit revidierten Zahlen
(revidierte Zahlen)

BIP bis 2013 mit ursprünglichen Zahlen
(alte Berechnung)

Revidierte Entwicklung des BIP in Prozent

Die beiden Grafiken zeigen die Veränderung des preisbereinigten BIP gegenüber dem jeweiligen Vorjahr in Prozent für die Jahre 2000 bis 2013. Die gelben Säulen zeigen Steigerungen, die roten Säulen Verringerungen des BIP. Die obere Grafik zeigt die revidierten Zahlen, die untere Grafik zeigt in der gleichen Systematik die alten Werte zum Vergleich.

Die jährlichen Veränderungsraten des preisbereinigten BIP weichen um bis zu 0,3 Prozentpunkte von den bisher veröffentlichten Ergebnissen ab. Für das Krisenjahr 2009 war die Korrektur größer, denn der Konjunktureinbruch im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise fiel nach den revidierten Zahlen noch deutlicher aus als bisher (-5,6% statt -5,1%). Entsprechend war der anschließende Erholungsprozess in den Jahren 2010 und 2011 ebenfalls etwas stärker ausgeprägt als bisher angenommen. Hinweis: Die Daten wurden inzwischen weiter modifiziert, vor allem aufgrund neuer bzw. verbesserter Datengrundlagen.


HINTERGRUNDINFORMATION

VGR-Generalrevision 2014

Das Statistische Bundesamt (Destatis) legte am 1. September 2014 erste Ergebnisse der Revision der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) für den Zeitraum ab 1991 vor. Solche Generalrevisionen der deutschen VGR finden etwa alle fünf Jahre statt, um die Berechnungen an neue Methoden, Klassifikationen und Rahmenbedingungen anzupassen (zuletzt 1999, 2005 und 2011).

Die Generalrevision 2014 dient in erster Linie der Implementierung des neuen Europäischen Systems Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG 2010), das seinerseits auf dem „System of National Accounts“ (SNA 2008) der Vereinten Nationen basiert. Darüber hinaus wurden aber auch sämtliche bisherigen Berechnungen und Ergebnisse überprüft sowie neue Erkenntnisse und Daten, soweit möglich, in das Rechenwerk integriert. Dadurch kommt es in den gesamten Zeitreihen zu Korrekturen unterschiedlicher Größenordnung.

Nominales Bruttoinlandsprodukt

Die Neuberechnung im Rahmen der Generalrevision 2014 erhöhte das nominale BIP 2013 um rund 3 Prozent. Das konjunkturelle Grundmuster der Zeitreihen ist jedoch im Wesentlichen erhalten geblieben, da statistische Brüche vermieden wurden.

Niveauerhöhung des Bruttoinlandsprodukts

Wesentliche Ursachen für die Niveauerhöhung des Bruttoinlandsprodukts sind in Prozent des Gesamteffekts (Zahlen gerundet)

  • 70% = konzeptionelle Behandlung von Ausgaben für Forschung und Entwicklung als Investitionen (vom ESVG 2010 vorgeschriebene Konzeptänderung)
  • 20% = datenbedingte Änderungen (insbesondere die Neuberechnung der Wohnungsvermietung als Folge des Zensus 2011)
  • 10% = alle sonstigen konzeptionellen Änderungen (dazu gehören u.a. auch die Buchung militärischer Waffen als Investitionen und die Erfassung illegaler Aktivitäten als Teil des BIP).

Bruttoinlandsprodukt und Schuldenquoten

Das nominale BIP dient auch als Bezugsgröße für zahlreiche Quoten, zum Beispiel die Staatsschuldenquote und die Neuverschuldungsquote, sodass eine BIP-Niveauerhöhung sich darauf auswirken kann. Dabei ist allerdings zu beachten, dass sich auch der Schuldenstand selbst durch die Berechnung nach ESVG 2010 änderte. Die neuen Daten zum Schuldenstand des Staates wurden von der Bundesbank ermittelt und Ende September 2014 veröffentlicht.

Bruttoinlandsprodukt  je Einwohner

Eine Besonderheit gibt es bei der Neuberechnung des BIP je Einwohner (BIP pro Kopf). Wenn zum Beispiel für die Berechnung der Pro-Kopf-Größe im Jahr 2011 die knapp 2% niedrigere Einwohnerzahl des Zensus 2011 verwendet wird, ergibt sich dadurch für das revidierte BIP je Einwohner ein Betrag von 33.646 Euro, der um 5,4% höher ist als das zuletzt veröffentlichte Ergebnis (3,4% bzw. 33.005 Euro für das BIP pro Kopf bezogen auf die höhere Einwohnerzahl vor dem Zensus 2011).