Arbeitslose und Erwerbslose – Kriterien und Quoten

SPOTLIGHT: Im Jahr 2019 betrug die Arbeitslosenquote im Jahresdurschnitt auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen 5,0 Prozent (nach 5,2% in 2018). Die Erwerbslosenquote nach ILO-Definition lag 2019 bei 3,2 Prozent. Im EU-Vergleich verzeichnete Deutschland nach Tschechien (2,0%) die niedrigste Erwerbslosenquote. (Datenquellen: BA / Destatis / Eurostat)


Arbeitslose und Erwerbslose - Quoten in Deutschland im Vergleich

Quoten im nationalen Vergleich

Die von der Bundesagentur für Arbeit (BA) veröffentlichten Arbeitslosenzahlen sind für internationale Vergleiche nur sehr eingeschränkt geeignet. Wer in einem Land als arbeitslos zählt, kann je nach arbeitsmarkt- und sozialpolitischer Ausrichtung der nationalen Gesetzgebung sehr unterschiedlich sein.

Aus diesem Grund werden für internationale Vergleiche die vom Statistischen Amt der Europäischen Union (Eurostat) verwendeten Angaben zu Erwerbslosen herangezogen. Diese basieren auf den Definitionen der International Labour Organisation (ILO) und werden in einer gemeinschaftlichen europäischen Arbeitskräfteerhebung ermittelt (EU-AKE).

Die Grafik verdeutlicht die unterschiedlichen Quoten der national durch die BA ermittelten Arbeitslosen (rot) und der nach internationalem Standard ermittelten Erwerbslosen (grün) in Deutschland. Im Allgemeinen liegt die Zahl der Erwerbslosen, zum Teil deutlich, unter der Zahl der Arbeitslosen (in 2019 mit 3,2% gemäß ILO gegenüber 5,0% gemäß BA).

Hinweis: Ausführliche Erläuterungen zu den Quoten und ihren Kriterien siehe weiter unten.


Erwerbslose - Quoten im europäischen Vergleich

Erwerbslosenquoten im europäischen Vergleich

Die Grafik zeigt die Erwerbslosenquoten in ausgewählten EU-Mitgliedstaaten im Jahr 2019 nach ILO-Definition. Besonders hervorgehoben sind Griechenland mit der höchsten Erwerbslosenquote von 17,3% (roter Balken - zugleich EU-Maximum) und Tschechien mit der niedrigsten Erwerbslosenquote von 2,0% (grüner Balken - zugleich EU-Minimum). An vorletzter Stelle liegt Deutschland mit 3,2%.

Der EU-Durchschnitt 2019 lag bei 6,3 Prozent. Ein Hoffnungsschimmer - denn im Jahr 2013 lag die Erwerbslosenquote noch bei durchschnittlich 10,9 Prozent, der höchste Wert seit 2000.

Bitte beachten: Die Erwerbslosenquoten sind Jahresdurchschnittszahlen und umfassen alle Altersgruppen. Die Jugendarbeitslosigkeit in den Problemländern liegt zum Teil bei deutlich über 40 Prozent - ein sozialer Sprengsatz. So waren zum Beispiel im November 2016 in der EU rund 4,280 Millionen Personen im Alter unter 25 Jahren arbeitslos; die Jugendarbeitslosenquote lag bei 18,8%. Die höchsten Quoten wurden in Griechenland (46,1% im September 2016), Spanien (44,4%) und Italien (39,4%) registriert. Die niedrigste Quote verzeichnete Deutschland mit 6,7%.

Weiterführende externe Links

  • Bundesagentur für Arbeit (BA)
    (Kleine Wegbeschreibung zu den aktuellen Daten: Über den Menüpunkt Statistik > Arbeitsmarkt den aktuellen Jahresbericht abrufen)
  • Eurostat
    (Webpräsenz des Statistischen Amts der Europäischen Union - in Englisch, Deutsch und Französisch - dort unter dem Suchkürzel "AKE" Informationen zum Arbeitsmarkt)
  • Statistisches Bundesamt (Destatis)
    (dort die Themenbereiche Arbeit/Arbeitsmarkt)

Erläuterungen

A. Was sind Arbeitslose?

In einer ersten Annäherung an den Wortlaut ist arbeitslos, wer keine bezahlte Arbeit hat. Allerdings gelten nicht alle erwachsenen Menschen, die keiner Erwerbsarbeit nachgehen, als arbeitslos. So werden z.B. Schüler und Studenten, Frauen und Männer, die sich der Erziehung ihrer Kinder widmen, sowie Rentner und Pensionäre nicht als Arbeitslose angesehen.

Von Arbeitslosigkeit spricht man umgangssprachlich erst dann, wenn sie unfreiwillig ist und die betroffenen Personen entsprechend bereit sind, Arbeit aufzunehmen bzw. ihre Arbeitskraft anbieten. Im Allgemeinen werden drei Kriterien genannt, die Arbeitslose erfüllen müssen: sie müssen ohne Arbeit sein, dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und Arbeit suchen.

In Deutschland ist die Grundlage für die Arbeitslosenstatistik die Definition der Arbeitslosigkeit laut Sozialgesetzbuch (SGB). Dort heißt es im § 16 Abs. 1 SGB III: Arbeitslose sind Personen, die wie beim Anspruch auf Arbeitslosengeld

  1. vorübergehend nicht in einem Beschäftigungsverhältnis stehen,
  2. eine versicherungspflichtige Beschäftigung suchen und dabei den Vermittlungsbemühungen der Agentur für Arbeit zur Verfügung stehen und
  3. sich bei der Agentur für Arbeit arbeitslos gemeldet haben.

B. Was sind Erwerbslose?

Als erwerbslos gilt im Sinne der ILO-Abgrenzung jede Person im Alter von 15 bis 74 Jahren, die zum Befragungszeitpunkt nicht erwerbstätig war, aber in den letzten vier Wochen vor der Befragung aktiv nach einer Tätigkeit gesucht hat. Auf den zeitlichen Umfang der gesuchten Tätigkeit kommt es nicht an. Eine neue Arbeit muss innerhalb von zwei Wochen aufgenommen werden können. Die Einschaltung einer Agentur für Arbeit oder eines kommunalen Trägers in die Suchbemühungen ist nicht erforderlich.

Ein Beispiel für die Unterschiede in den Statistiken: Eine "Aktive Suche" liegt vor, wenn

  • laut ILO = eine Beschäftigung von mindestens 1 Wochenstunde (in Worten: einer!) gesucht wird und der Arbeitsuchende in den letzten vier Wochen spezifische Suchschritte unternommen hat
  • laut BA = eine Beschäftigung von mindestens 15 Wochenstunden gesucht wird und der Vermittler zu dem Ergebnis kommt, dass der Arbeitsuchende alle Möglichkeiten nutzt oder nutzen will, Beschäftigungslosigkeit zu beenden

C. Fallstricke 
beim internationalen Vergleich von Erwerbslosigkeit

Auch bei der Interpretation der Erwerbslosenzahlen nach dem ILO-Konzept ist zu beachten, dass sie sozialpolitisch unterschiedliche Bedeutungen in einzelnen Ländern haben können. Die Zahlen müssen beispielsweise im Zusammenhang mit der sozialen Absicherung Erwerbsloser oder der Zahl derjenigen, die eine Erwerbstätigkeit ausüben und trotzdem nur einen geringen Lebensstandard erreichen ("working poor", prekäre Beschäftigung) interpretiert werden.

Außerdem können sozialpolitische Maßnahmen wie großzügige Regelungen bei Erwerbsunfähigkeit oder Frühverrentung dazu beitragen, dass einige Personen unter diesen Bedingungen keine Arbeit mehr suchen müssen, während sie in anderen Ländern ohne diese Regelungen als erwerbslos gezählt würden.