Die ungleiche Vermögensverteilung
Das Privatvermögen in Deutschland ist sehr ungleich verteilt. So verfügt die untere Hälfte der Haushalte - statistisch gesehen - kaum über ein nennenswertes Vermögen, während auf das oberste Zehntel fast 60 Prozent des gesamten Nettovermögens entfallen. Dieser Anteil des obersten Zehntels ist in den vergangenen Jahren nahezu kontinuierlich gestiegen und wird logischerweise weiter steigen. Die Schere zwischen "Arm" und "Reich" in Deutschland öffnet sich also immer weiter (siehe Erkenntnisse weiter unten).
Die Grafik verdeutlicht diese Entwicklung. Das Nettovermögen der privaten Haushalte in Deutschland wird auf der Basis von Werten aus 2003 (braune Säulenanteile) und 2012 (rote Säulenanteile) verglichen. Die Unterteilung erfolgt in Prozent des Vermögens und nach Zehnteln der Haushalte.
Verteilung des Privatvermögens
Die Grafik zeigt die individuellen Anteile am Nettovermögen für Personen in privaten Haushalten, die älter als 16 Jahre sind, in Euro nach Zehnteln der Vermögensverteilung. Das Verhältnis der Säulen stimmt mit dem Verhältnis der roten Säulenanteile, wie in der oberen Grafik dargestellt, überein.
Datenquelle beider Grafiken ist das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, das bisher in drei Schwerpunktbefragungen (2002, 2007 und 2012) Daten zur Vermögenssituation erhoben hat. Gezeigt werden die Daten für 2012.
Weiterführender externer Link
- SOEP
(Sozio-ökonomisches Panel des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) mit vielen und zum Teil sehr komplexen Datenreports und weiterführenden Links. Siehe zur Vermögensverteilung u.a. der DIW-Wochenbericht 9/2014)
Die aktuelle Vermögensverteilung
Trotz unterschiedlicher Vermögensangaben für Haushalte bzw. Einzelpersonen haben die aktuellen Befragungen und Studien eines gemeinsam: Die Relation der gemessenen Zehntel oder Perzentile (Prozentränge) der Vermögensverteilung ist jeweils nahezu identisch - will sagen, die Vermögensungleichheit in Deutschland wird bestätigt.
Die Grafik verdeutlicht dies: Markiert sind die Perzentile der o.a. SOEP (blaue Quadrate) und die Perzentile der nachfolgend beschriebenen Panelstudie PHF (gelbe Punkte). Die Daten basieren auf den jeweils aktuellsten Befragungen (SOEP: Zahlen für 2012 - PHF: Zahlen für 2010/2011).
Diese interne Webseite sollten Sie in diesem Zusammenhang besuchen
• Die Vermögensentwicklung in Deutschland
Faustformeln zur Interpretation der Daten
Bei der Beurteilung der Vermögensverteilung nach Zehnteln kann zum besseren Verständnis von folgenden (stark vereinfachenden) Faustformeln ausgegangen werden:
- Die Bevölkerung der Bundesrepublik umfasst rund 80 Millionen Menschen (tatsächlich sind es etwa 82 Millionen in 2015)
- Die Zahl der Haushalte beträgt fast genau die Hälfte, nämlich 40 Millionen (tatsächlich sind es 40,2 Millionen in 2015)
- Ein Zehntel der Haushalte umfasst also rund 4 Millionen Haushalte mit zusammen etwa 8 Millionen Menschen
Erkenntnisse (vergleiche Grafiken)
Zur Interpretation der Daten werden nachfolgend verschiedene Trennlinien angelegt. Zu beachten ist, dass es sich bei allen Größen um Mittelwerte handelt, so dass es innerhalb der in den Grafiken durch Säulen dargestellten Durchschnittshaushalte bereits deutliche Unterschiede in der Vermögensverteilung gibt. Ferner ist zu berücksichtigen, dass die verschiedenen Datenquellen aufgrund unterschiedlich angelegter Kriterien und Erhebungsmethoden nur bedingt vergleichbar sind. Im Folgenden wird der Einfachheit halber von Vermögen gesprochen, wenn das private Nettovermögen gemeint ist.
1. Trennlinie Hälfte:
- Die untere Hälfte der Haushalte verfügt über weniger als 4% des Vermögens
- Die obere Hälfte der Haushalte verfügt über mehr als 96% des Vermögens
2. Trennlinie Drittel:
- Das untere Drittel verfügt über weniger als 1% des Vermögens
- Das mittlere Drittel über knapp 20% des Vermögens
- Das obere Drittel über ca. 80 % des Vermögens
Deutlich wird hier die Unsinnigkeit des in den vergangenen Jahren gerne verwendeten Begriffs der "Drittelgesellschaft" (ein Drittel ist "arm", ein Drittel liegt im "normalen" Bereich, und ein Drittel ist "reich"): Das sogenannte normale (mittlere) Drittel ist dem Bereich der Vermögensschwachen weit eher zuzuordnen als dem der Vermögensstarken der Gesellschaft.
3. Trennlinie Fünftel:
- Das unterste Fünftel verfügt (statistisch) über keinerlei Vermögen, sondern ist per Saldo verschuldet
- Das oberste Fünftel verfügt über mehr als zwei Drittel des Gesamtvermögens
4. Trennlinie Zehntel:
- Das unterste Zehntel verfügt über keinerlei Vermögen, sondern ist verschuldet
- Das oberste Zehntel verfügt über fast zwei Drittel des Gesamtvermögens
Fazit
Wie immer man auch die Haushalte bzw. die Bevölkerung unterteilt und welche Datenquellen auch immer man heranzieht, die sehr ungleichmäßige Verteilung des Privatvermögens ist evident. Und die Schere zwischen Millionen von Haushalten am untersten und Millionen von Haushalten am obersten Ende wird sich - nach allen bisherigen Erfahrungen und erkennbaren Trends - weiter öffnen. Es ist Aufgabe der Politik, hier umgehend und einschneidend gegenzusteuern, soll es nicht zu ernsten politischen Verwerfungen in der Gesellschaft kommen.
Diese interne Webseite vertieft die Problematik der Vermögensverteilung
• Gibt es eine "gerechte" Vermögensverteilung?