SPOTLIGHT: Zum Jahresende 2023 war der Öffentliche Gesamthaushalt beim nicht-öffentlichen Bereich mit rund 2.445 Milliarden Euro verschuldet. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach vorläufigen Ergebnissen weiter mitteilt, stieg die öffentliche Verschuldung gegenüber dem Jahresende 2022 um 2 % oder 46 Milliarden Euro, was insbesondere beim Bund auf Maßnahmen zur Bewältigung der Corona-Pandemie und der Energie-Krise zurückzuführen ist.
Der Schuldenberg Deutschlands 2023
Die Grafik zeigt die Entwicklung des Schuldenbergs der öffentlichen Hand seit 1950 inklusive des Bruttoschuldenstands für das Jahr 2023 in Euro. Die roten Querlinien verweisen auf besondere Einflussfaktoren wie die Ölkrise 1973/74, die Wiedervereinigung 1990, die "Luftnummer" durch die Versteigerung der UMTS-Lizenzen im Jahr 2000, die globale Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009, die Schuldenkrise der Eurozone ab 2010 und die zusätzlichen Schulden der Öffentlichen Hand ab 2020 als Folge der Corona-Krise und ab 2022 zusätzlich der Energie-Krise.
Zum Jahresende 2023 war der Öffentliche Gesamthaushalt (Bund, Länder, Gemeinden und Gemeindeverbände sowie Sozialversicherung einschließlich aller Extrahaushalte) beim nicht-öffentlichen Bereich mit 2.445,5 Milliarden Euro verschuldet. Dies ist der höchste bislang ermittelte Stand in der deutschen Schuldenstatistik. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach vorläufigen Ergebnissen weiter mitteilt, stieg die öffentliche Verschuldung gegenüber dem Jahresende 2020 um 6,8 % oder 146,9 Milliarden Euro, was fast ausschließlich auf Maßnahmen des Bundes zur Bewältigung der Corona-Pandemie zurückzuführen ist.
Ende 2019 war der Öffentliche Gesamthaushalt Deutschlands mit "nur" 1.898,8 Milliarden Euro beim nicht-öffentlichen Bereich (Kreditinstitute sowie sonstiger inländischer und ausländischer Bereich, zum Beispiel private Unternehmen im In- und Ausland) verschuldet. Der Schuldenberg ist binnen vier Jahren um rund 550 Milliarden Euro gestiegen.
Weiterführender externer Link
Zum Vergleich - bitte die unterschiedliche Skalierung beachten
Der Schuldenberg Deutschlands 2018
Alter Text von April 2019
Ende 2018 war der Öffentliche Gesamthaushalt (Bund, Länder, Gemeinden/Gemeindeverbände und Sozialversicherung einschließlich aller Extrahaushalte) beim nicht-öffentlichen Bereich mit 1.914,3 Milliarden Euro verschuldet. Zum nicht-öffentlichen Bereich zählen Kreditinstitute sowie der sonstige inländische Bereich (zum Beispiel private Unternehmen) und der sonstige ausländische Bereich.
Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, sank der Schuldenstand gegenüber dem Ende 2017 um 2,7% beziehungsweise 53,0 Milliarden Euro. Dabei konnten alle Ebenen ihre Verschuldung verringern.
Die Grafik zeigt die Entwicklung des Schuldenbergs seit 1950. Die roten Querlinien verweisen auf besondere Einflussfaktoren wie die Ölkrise 1973/74, die Wiedervereinigung 1990, die "Luftnummer" durch die Versteigerung der UMTS-Lizensen im Jahr 2000, die globale Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009 und insbesondere die Schuldenkrise der Eurozone ab 2010, wodurch sich die Verschuldung binnen Jahresfrist um über 300 Milliarden Euro erhöhte. Besonders beachtenswert: Nach der Wiedervereinigung 1990 hat sich der Schuldenberg innerhalb eines Jahrzehnts mehr als verdoppelt und bis heute nahezu vervierfacht.
Ende alter Text
Kommentar
Der nominale Schuldenberg Deutschlands wuchs bis zum Jahr 2012 kontinuierlich. Entgegen landläufiger Meinung hat die Bundesrepublik Deutschland seit ihrem Bestehen fast jedes Jahr neue Schulden gemacht, die in erster Linie mit der sogenannten Nettokreditaufnahme "gedeckt" wurden.
Im Jahr 2013 sind die öffentlichen Schulden erstmals seit 1950 gesunken, und zwar um rund 30,3 Milliarden Euro. Seitdem konnte der nominale Schuldenberg des öffentlichen Gesamthaushalts Jahr für Jahr gesenkt werden, in erster Linie aufgrund der günstigen Zins- um Umschuldungssituation. Kritiker befürchten, dass bei langfristig anziehenden Zinsen und abflauender Konjunktur der Schuldenberg bis zum Jahr 2050 auf gigantische 8 Billionen Euro anwachsen könnte.
Die ganze Problematik wird deutlich, wenn man sich den Zeitrahmen für einen möglichen Schuldenabbau vor Augen führt: Würde die öffentliche Hand keine neuen mehr Schulden machen und den Schuldenberg mit jährlich 10 Milliarden Euro aktiv und unabhängig von der Zinssituation abbauen, wäre Deutschland erst in etwa 250 Jahren schuldenfrei!
1. Wie setzt sich der Schuldenberg zusammen?
Nicht nur der Bund, auch die Länder und Kommunen tragen zum Schuldenberg bei. Die Anteile betragen derzeit etwa 65% für den Bund, 30% für die Gesamtheit der Bundesländer und etwa 5% für die Kommunen und sonstige Körperschaften. Die Faustformel zur Aufteilung der Schulden zwischen Bund, Ländern und Gemeinden (in dieser Reihenfolge) lautet also: 65 : 30 : 5.
Vorsicht - Argumentationsfalle: Auch die gern benutzte Terminologie "Wir bauen Schulden ab" meint meist nicht den Abbau des bislang aufgehäuften Schuldenbergs, sondern bezieht sich lediglich auf die Absicht, "etwas weniger mehr" neue Schulden zu machen!
2. Wem schuldet der Staat Geld?
Zum einen den Bürgerinnen und Bürgern, die Anleihen und andere Staatspapiere kaufen und dadurch einen erheblichen Anteil der Staatskredite finanzieren.
Zum anderen den normalen Banken und Sparkassen, bei denen sich der Staat Geld geliehen hat. Als "guter Kunde" profitiert er hierbei von besonders günstigen Sonderkonditionen (derzeit erhält er Kredite schon für rund drei Prozent Zinsen, während der Zinssatz für Privat-Darlehen bei über zehn Prozent und mehr liegt). Da der Staat im Allgemeinen die höchste Kreditwürdigkeit genießt, ist auch eine Kündigung der Kredite mit anschließender Pfändung des Vermögens unrealistisch.
Im Übrigen haben Kredite und Anleihen feste Laufzeiten. Die Aufnahme eines Dispo-Kredits (Überziehungskredit z.B. bei der Europäischen Zentralbank (EZB) - ist den EU-Ländern durch den Vertrag von Lissabon untersagt. Dass Papier geduldig ist, zeigt der Ankauf von griechischen Anleihen durch die EZB 2010/2011...
3. Muss ein Staat jährlich neue Schulden machen?
Nein. Es gibt Staaten, die statt Schulden "Gewinn" machen. Dazu gehörten bei der Einführung des Euro z.B. Irland und Luxemburg. Aber auch die USA hatten um die Jahrhundertwende ein erhebliches jährliches Plus zu verzeichnen. Ganz zu schweigen von Australien, das seit Jahren keine Schulden, sondern "Gewinn" macht.
4. Könnte Deutschland Pleite gehen?
Nein, denn erstens bekommt der Staat Geld, solange die Bürger arbeiten. Und zweitens kann ein Staat nicht wie eine Firma, die nach der Pleite aufgelöst wird, einfach "verschwinden", denn Staatsgebiet und Staatsvolk bleiben in jedem Fall bestehen.
Allenfalls wäre ein Horror-Szenario denkbar: Um seine Schulden abzuzahlen, muss der Staat so viel ausgeben, dass für Löhne (Beamte, Angestellte) und Investitionen (z.B. Straßen, Schulen) kein Geld mehr übrig bleibt. Dies wäre der sogenannte Haushaltsnotstand.
5. Wer hilft, wenn Deutschland zahlungsunfähig würde?
Der Internationale Währungsfond (International Monetary Fund - IMF) der Vereinten Nationen würde Deutschland - wie anderen Staaten auch - im Notfall mit Geld versorgen. Bedingung wäre ein strikter Sparkurs für alle öffentlichen Haushalte, um das Land zu sanieren. Wie die aktuelle Schuldenkrise im Euroraum zeigt, wäre unter Umständen auch die EZB zum Eingreifen gezwungen ("Eurobonds" und der Ankauf von Staatsanleihen lassen grüßen...).