Private Haushalte und ihre Finanzen

SPOTLIGHT: Im Rahmen der Panelstudie "Private Haushalte und ihre Finanzen (PHF)" befragt die Deutsche Bundesbank Haushalte in Deutschland über ihre finanzielle und wirtschaftliche Situation. Die Befragung firmiert auch unter dem Titel "Studie zur wirtschaftlichen Lage privater Haushalte (PHF)". Die Befragung findet in regelmäßigen Abständen statt. Die Inhalte dieser unserer Webseite basieren auf den Ergebnissen der ersten Befragungswelle in 2010/2011. Im Jahr 2014 folgte die zweite Befragungswelle und zwischen März und November 2017 fand die dritte großangelegte Befragung statt. Erste Ergebnisse der dritten Befragungswelle sind für Anfang 2019 zu erwarten. Wir werden die Ergebnisse zeitnah einarbeiten.


Privatvermögen - die Vermögensverteilung nach Mittelwerten

1. Der "Durchschnitts"- Haushalt (Mittelwerte)

Die Grafik zeigt die Ergebnisse der PHF für das Bruttovermögen (gelbe Säulen) und das Nettovermögen (rote Säulen) der privaten Haushalte nach Mittelwerten, das heißt nach Durchschnittswerten (arithmetisches Mittel). Hierzu wird die Summe aller Vermögenswerte hochgerechnet und durch die Anzahl der Haushalte dividiert. Bitte beachten: Die vier linken Säulen zeigen jeweils Fünftel, die beiden rechten Säulen Zehntel der Haushalte an.

Deutlich wird - wie in anderen Studien auch - die ungleiche Verteilung des Vermögens. Das obere Zehntel verfügt über fast zwei Drittel des Vermögens, während die unteren 60 Prozent der Haushalte noch nicht einmal ein Zehntel des Vermögens halten. Bezogen auf das Nettovermögen (Brutto abzüglich der Verschuldung) befindet sich das untere Fünftel sogar im Minus, ist also statistisch gesehen verschuldet. Zur Erinnerung: Ein Fünftel sind rund 8 Millionen Haushalte mit zusammen etwa 16 Millionen Personen!

Hinweis: Im März 2013 wurden die Ergebnisse der ersten Befragung der PHF aus den Jahren 2010/2011 vorgestellt. Die Inhalte dieser Webseite basieren auf diesen Daten. Die Ergebnisse der zweiten Befragungswelle 2014 wurden im März 2016 veröffentlicht; sie werden demnächst eingearbeitet.


Privatvermögen - die Vermögensverteilung nach Medianwerten

2. Der "typische" Haushalt (Medianwerte)

Die Grafik zeigt in der gleichen Farbgebung und im gleichen Aufbau wie oben das Brutto- und Nettovermögen der privaten Haushalte in Deutschland gemäß PHF, nunmehr allerdings in sogenannten Medianwerten. Das Vermögen des "mittleren" Haushalts kann durch den Median (Zentralwert) besser beschrieben werden: Werden Haushalte nach ihren Vermögenswerten aufgereiht, so nimmt der Medianwert die mittlere Position ein - es gibt also ebenso viele reichere wie ärmere Haushalte.

Diese Mediane liegen typischerweise deutlich unter den entsprechenden Durchschnitten. Die Grafik verdeutlicht dies, und die ungleiche Vermögensverteilung wird "aufgehübscht": Das obere Zehntel verfügt nur noch über etwa die Hälfte des Vermögens (wie traurig!) und das untere Fünftel ist brutto wie netto schuldenfrei. Beim Nettovermögen ergibt sich sogar ein statistisches Reinvermögen von sage und schreibe 70 (in Worten siebzig) Euro für die unteren 20 Prozent, also etwa 8 Millionen Haushalte. Das ist doch was, oder?


Privatvermögen - die Vermögensverteilung nach Perzentilen

3. Nettovermögen ausgewählter Gruppen (Perzentile)

Die Grafik zeigt das Nettovermögen privater Haushalte in Deutschland nach ausgewählten Perzentilen, nicht Zehnteln! Perzentile sind - vereinfacht ausgedrückt - Prozentränge in der Verteilung. Die gelben Säulen markieren Zehner-Perzentile von 10 bis 90, die beiden roten Säulen links und rechts zeigen das 5. und das 95. Perzentil. Alle Zahlenangaben sind in Euro.

Deutlich wird, dass es bereits innerhalb der Zehntel der Privathaushalte erhebliche Unterschiede gibt. So verfügt zum Beispiel das 95. Perzentil ein um fast 50 Prozent höheres Nettovermögen als das 90. Perzentil. Diese Differenz würde sich bis zum 100. Perzentil noch drastisch steigern.

Wichtiger Hinweis: Die in der PHF angegebenen Vermögenswerte liegen zum Teil erheblich unter den Werten der jährlichen integrierten Vermögensbilanzen des Statistischen Bundesamts und der Deutschen Bundesbank und weichen auch von Ergebnissen anderer Studien ab. Die in den Legenden der Grafiken ausgewiesenen Vermögenswerte in Euro sind also mit Vorsicht zu betrachten. Da aber die prozentualen und nominalen Aufschlüsselungen in sich stringent sind und die grundlegende Problematik der ungleichen Vermögensverteilung bestätigen, behalten wir die Darstellungen des "Durchschnitts"-Haushalts und des "typischen" Haushalts ebenso wie die Grafik "Nettovermögen ausgewählter Gruppen" bei.

Weiterführender externer Link

  • Bundesbank > Haushaltsstudie
    (Die Studie zur wirtschaftlichen Lage privater Haushalte (PHF) ist eine Initiative der Deutschen Bundesbank. Die Abkürzung verweist auf den ursprünglichen Titel "Private Haushalte und ihre Finanzen (PHF)"

Faustformeln zur Interpretation der Daten

Bei der Beurteilung der Vermögensverteilung nach Zehnteln kann zum besseren Verständnis von folgenden (stark vereinfachenden) Faustformeln ausgegangen werden:

  • Die Bevölkerung der Bundesrepublik umfasst rund 80 Millionen Menschen (tatsächlich sind es etwa 82 Millionen in 2015)
  • Die Zahl der Haushalte beträgt fast genau die Hälfte, nämlich 40 Millionen (tatsächlich sind es 40,2 Millionen in 2015)
  • Ein Zehntel der Haushalte umfasst also rund 4 Millionen Haushalte mit zusammen etwa 8 Millionen Menschen

Erkenntnisse (vergleiche Grafiken)

Zur Interpretation der Daten werden nachfolgend verschiedene Trennlinien angelegt. Zu beachten ist, dass es sich bei allen Größen um Mittelwerte handelt, so dass es innerhalb der in den Grafiken durch Säulen dargestellten Durchschnittshaushalte bereits deutliche Unterschiede in der Vermögensverteilung gibt. Ferner ist zu berücksichtigen, dass die verschiedenen Datenquellen aufgrund unterschiedlich angelegter Kriterien und Erhebungsmethoden nur bedingt vergleichbar sind. Im Folgenden wird der Einfachheit halber von Vermögen gesprochen, wenn das private Nettovermögen gemeint ist.

1. Trennlinie Hälfte:

  • Die untere Hälfte der Haushalte verfügt über weniger als 4% des Vermögens
  • Die obere Hälfte der Haushalte verfügt über mehr als 96% des Vermögens

2. Trennlinie Drittel:

  • Das untere Drittel verfügt über weniger als 1% des Vermögens
  • Das mittlere Drittel über knapp 20% des Vermögens
  • Das obere Drittel über ca. 80 % des Vermögens

Deutlich wird hier die Unsinnigkeit des in den vergangenen Jahren gerne verwendeten Begriffs der "Drittelgesellschaft" (ein Drittel ist "arm", ein Drittel liegt im "normalen" Bereich, und ein Drittel ist "reich"): Das sogenannte normale (mittlere) Drittel ist dem Bereich der Vermögensschwachen weit eher zuzuordnen als dem der Vermögensstarken der Gesellschaft.

3. Trennlinie Fünftel:

  • Das unterste Fünftel verfügt (statistisch) über keinerlei Vermögen, sondern ist per Saldo verschuldet
  • Das oberste Fünftel verfügt über mehr als zwei Drittel des Gesamtvermögens

4. Trennlinie Zehntel:

  • Das unterste Zehntel verfügt über keinerlei Vermögen, sondern ist verschuldet
  • Das oberste Zehntel verfügt über fast zwei Drittel des Gesamtvermögens

Fazit

Wie immer man auch die Haushalte bzw. die Bevölkerung unterteilt und welche Datenquellen auch immer man heranzieht, die sehr ungleichmäßige Verteilung des Privatvermögens ist evident. Und die Schere zwischen Millionen von Haushalten am untersten und Millionen von Haushalten am obersten Ende wird sich - nach allen bisherigen Erfahrungen und erkennbaren Trends - weiter öffnen. Es ist Aufgabe der Politik, hier umgehend und einschneidend gegenzusteuern, soll es nicht zu ernsten politischen Verwerfungen in der Gesellschaft kommen.

Diese interne Webseite vertieft die Problematik der Vermögensverteilung
•  Gibt es eine "gerechte" Vermögensverteilung?


Privatvermögen - die aktuelle Vermögensverteilung in Deutschland

Die aktuelle Vermögensverteilung

Trotz unterschiedlicher Vermögensangaben für Haushalte bzw. Einzelpersonen haben die aktuellen Befragungen und Studien eines gemeinsam: Die Relation der gemessenen Zehntel oder Perzentile (Prozentränge) der Vermögensverteilung ist jeweils nahezu identisch - will sagen, die Vermögensungleichheit in Deutschland wird bestätigt.

Die Grafik verdeutlicht dies: Markiert sind die Perzentile der o.a. SOEP (blaue Quadrate) und die Perzentile der nachfolgend beschriebenen Panelstudie PHF (gelbe Punkte). Die Daten basieren auf den jeweils aktuellsten Befragungen (SOEP: Zahlen für 2012 - PHF: Zahlen für 2010/2011).

Diese interne Webseite sollten Sie in diesem Zusammenhang besuchen
•  Die Vermögensentwicklung in Deutschland