1. Geopolitische Lage
Mitten in der geteilten Welt lag ein geteilter Kontinent:
• Europa
Mitten in dem geteilten Kontinent lag ein geteiltes Land:
• Deutschland
Mitten in dem geteilten Land lag eine in sich geteilte frühere Hauptstadt:
• Berlin
Für fast ein halbes Jahrhundert lang war die Lage im geteilten Deutschland ein Seismograph der internationalen Beziehungen.
2. Sicherheitspolitische Lage
Auf dem Gebiet der beiden deutschen Teilstaaten, der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), befand sich die größte Konzentration an Streitkräften und Waffen der Weltgeschichte.
Ein Krieg wäre an den Nahtstellen der beiden "Lager" (West und Ost) ausgebrochen - in jedem Fall aber dort geführt worden. Die beiden deutschen Teilstaaten wären somit zum zentralen Gefechtsfeld eines Landkrieges in Europa geworden.
Angesichts der geringen Tiefe des Raumes der beiden Teilstaaten (die durchschnittliche Ost-West-Ausdehnung betrug jeweils nur etwas über 300 km) und der dichten Besiedlung der Bundesrepublik hätte auch ein "nur" konventionell geführter Krieg beträchtliche Schäden zur Folge gehabt.
Wäre der Krieg zu einem Nuklearkrieg eskaliert, wären weite Teile der beiden deutschen Staaten (und Mitteleuropas) vernichtet - zumindest aber unbewohnbar - gemacht worden.
3. Bevölkerungspolitische Lage
Die Bundesrepublik Deutschland war der bevölkerungsreichste Staat in Europa. Allerdings war sie mit etwa 63 Mio. Einwohnern nicht wesentlich größer als die drei anderen Mittelstaaten Europas (Frankreich, Großbritannien und Italien) mit jeweils etwas unter 60 Mio. Einwohnern.
Die DDR war mit etwa 17 Mio. Einwohnern nach Polen (ca. 39 Mio.) und Rumänien (ca. 23 Mio.) lediglich der drittgrößte Staat Osteuropas.
Anmerkung: Die Sowjetunion wird in diesem Zusammenhang nicht als europäischer, sondern als "eurasischer" Staat betrachtet und daher nicht berücksichtigt. Siehe hierzu auch den folgenden Themenbereich unserer Website
• Europäische Identität
4. Wirtschaftspolitische Lage
Die Bundesrepublik Deutschland war der drittstärkste Wirtschaftsstaat der Welt, allerdings mit deutlichem Abstand zur Nr. 1 (USA) und zur Nr. 2 (Japan). Ein wesentliches Standbein der Wirtschaftskraft war der Export.
Die DDR war im Ostblock nach der SU die stärkste Wirtschaftsmacht und wurde, je nach Berechnungsverfahren und Datenlage, als Nr. 8 bis 12 in der Weltrangliste geführt.
Anmerkung: Wie wir heute wissen, waren die Wirtschaftsdaten des Ostblocks sozialistisch geschönt und entsprachen in keiner Weise der tatsächlichen Leistungskraft. Insbesondere durch das bloße Verschieben von Waren und Dienstleistungen innerhalb des weitgehend abgeschotteten Wirtschaftsraumes des "Rats für gegenseitige Wirtschaftshilfe" (RGW) und damit ohne einen echten Vergleichsmaßstab im internationalen Rahmen waren die Daten aller Ostbockländer erheblich zu hoch angesetzt.
Die DDR war - wie mancher es salopp ausdrückt - im "Reiche der Blinden die Einäugige"...