SPOTLIGHT: Die Öffentlichen Schulden stiegen bis Ende 2022 auf 2.367,3 Milliarden Euro und waren damit rund 46 Milliarden (= 2,0%) höher als zum Jahresende 2021. Dies entspricht einer Pro-Kopf-Verschuldung von über 28.000 Euro. Der Öffentliche Gesamthaushalt umfasst Bund, Länder, Gemeinden und Gemeindeverbände sowie Sozialversicherung einschließlich aller Extrahaushalte.
Schuldenstand 2022 nominal
Die Grafik zeigt die Entwicklung des nominalen Schuldenstands der letzten Jahre (bitte die Skalierungsbasis beachten, die bei 1.100 Milliarden Euro liegt). Die Erhöhung des Schuldenstands ist in roten Säulenabschnitten dargestellt, die Verringerung der Staatsschulden ist mit einer grünen Linie gekennzeichnet. Die Grafik verdeutlicht, dass in den Krisenjahren 2009/2010 und 2020/2021/2022 der Schuldenstand jeweils um über 400 Milliarden Euro gestiegen war.
Die zusätzliche Verschuldung 2021 aufgrund der Corona-Krise erhöhte den Schuldenstand des Öffentlichen Gesamthaushalts (Bund, Länder, Gemeinden und Gemeindeverbände sowie Sozialversicherung einschließlich aller Extrahaushalte) auf 2.319,6 Milliarden Euro zum Jahresende 2021. Dies ist der höchste jemals ermittelte Stand in der deutschen Schuldenstatistik. Der Schuldenberg ist binnen einer Zweijahresfrist um rund 420 Milliarden Euro gestiegen.
Datenquelle dieser Themenseite ist das Statistische Bundesamt (Destatis), das die angezeigten nominalen Schuldenstände nach deutschen Kriterien ermittelt. Die Daten des Statistischen Amts der EU (Eurostat) werden nach einheitlichen europäischen (Maastricht-) Kriterien ermittelt und liegen in der Regel deutlich höher als die nationalen Angaben. Beispiel für Deutschland: Destatis 2020 = 2.173 Mrd. Euro / Eurostat 2020 = 2.325 Mrd. Euro.
Weiterführende externe Links
- Destatis
(Statistisches Bundesamt) - Eurostat
(Webpräsenz des Statistischen Amts der Europäischen Union - in Englisch, Französisch und Deutsch)
Zum Vergleich - bitte unterschiedliche Skalierung beachten
Schuldenentwicklung bis 2018
(alter Text vom 29. November 2019)
Die Grafik zeigt die Entwicklung des Schuldenbergs seit 2003 (bitte die Skalierungsbasis beachten, die bei 1.000 Milliarden Euro liegt). Die roten Querlinien verweisen auf besondere Einflussfaktoren wie die globale Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009 und insbesondere die Schuldenkrise der Eurozone ab 2010, wodurch sich die Verschuldung binnen Jahresfrist um über 300 Milliarden Euro erhöhte.
Der Schuldenberg Deutschlands hatte 2010 die 2.000 Milliarden Euro Grenze überschritten. Die enorme Steigerung 2010 ergibt sich u.a. durch Einbeziehung der Verpflichtungen für die sogenannten Bad Banks in die Statistik. Im Jahr 2013 sind die öffentlichen Schulden erstmals seit 1950 gesunken. Seitdem konnte der nominale Schuldenberg des Öffentlichen Gesamthaushalts Jahr für Jahr gesenkt werden, in erster Linie aufgrund der günstigen Zins- um Umschuldungssituation. Dennoch lasten im Jahr 2018 auf jedem Bundesbürger rund 24.000 Euro Staatsschulden.
Ende alter Text
Kommentar
Der nominale Schuldenberg Deutschlands wuchs bis zum Jahr 2012 kontinuierlich. Entgegen landläufiger Meinung hat die Bundesrepublik Deutschland seit ihrem Bestehen fast jedes Jahr neue Schulden gemacht, die in erster Linie mit der sogenannten Nettokreditaufnahme "gedeckt" wurden.
Im Jahr 2013 sind die öffentlichen Schulden erstmals seit 1950 gesunken, und zwar um rund 30,3 Milliarden Euro. Seitdem konnte der nominale Schuldenberg des öffentlichen Gesamthaushalts Jahr für Jahr gesenkt werden, in erster Linie aufgrund der günstigen Zins- um Umschuldungssituation. Kritiker befürchten, dass bei langfristig anziehenden Zinsen und abflauender Konjunktur der Schuldenberg bis zum Jahr 2050 auf gigantische 8 Billionen Euro anwachsen könnte.
Die ganze Problematik wird deutlich, wenn man sich den Zeitrahmen für einen möglichen Schuldenabbau vor Augen führt: Würde die öffentliche Hand keine neuen mehr Schulden machen und den Schuldenberg mit jährlich 10 Milliarden Euro aktiv und unabhängig von der Zinssituation abbauen, wäre Deutschland erst in etwa 200 Jahren schuldenfrei!
1. Wie setzt sich der Schuldenberg zusammen?
Nicht nur der Bund, auch die Länder und Kommunen tragen zum Schuldenberg bei. Die Anteile betragen derzeit etwa 65% für den Bund, 30% für die Gesamtheit der Bundesländer und etwa 5% für die Kommunen und sonstige Körperschaften. Die Faustformel zur Aufteilung der Schulden zwischen Bund, Ländern und Gemeinden (in dieser Reihenfolge) lautet also: 65 : 30 : 5.
Vorsicht - Argumentationsfalle: Auch die gern benutzte Terminologie "Wir bauen Schulden ab" meint meist nicht den Abbau des bislang aufgehäuften Schuldenbergs, sondern bezieht sich lediglich auf die Absicht, "etwas weniger mehr" neue Schulden zu machen!
2. Wem schuldet der Staat Geld?
Zum einen den Bürgerinnen und Bürgern, die Anleihen und andere Staatspapiere kaufen und dadurch einen erheblichen Anteil der Staatskredite finanzieren.
Zum anderen den normalen Banken und Sparkassen, bei denen sich der Staat Geld geliehen hat. Als "guter Kunde" profitiert er hierbei von besonders günstigen Sonderkonditionen (derzeit erhält er Kredite schon für rund drei Prozent Zinsen, während der Zinssatz für Privat-Darlehen bei über zehn Prozent und mehr liegt). Da der Staat im Allgemeinen die höchste Kreditwürdigkeit genießt, ist auch eine Kündigung der Kredite mit anschließender Pfändung des Vermögens unrealistisch.
Im Übrigen haben Kredite und Anleihen feste Laufzeiten. Die Aufnahme eines Dispo-Kredits (Überziehungskredit z.B. bei der Europäischen Zentralbank (EZB) - ist den EU-Ländern durch den Vertrag von Lissabon untersagt. Dass Papier geduldig ist, zeigt der Ankauf von griechischen Anleihen durch die EZB 2010/2011...
3. Muss ein Staat jährlich neue Schulden machen?
Nein. Es gibt Staaten, die statt Schulden "Gewinn" machen. Dazu gehörten bei der Einführung des Euro z.B. Irland und Luxemburg. Aber auch die USA hatten um die Jahrhundertwende ein erhebliches jährliches Plus zu verzeichnen. Ganz zu schweigen von Australien, das seit Jahren keine Schulden, sondern "Gewinn" macht.
4. Könnte Deutschland Pleite gehen?
Nein, denn erstens bekommt der Staat Geld, solange die Bürger arbeiten. Und zweitens kann ein Staat nicht wie eine Firma, die nach der Pleite aufgelöst wird, einfach "verschwinden", denn Staatsgebiet und Staatsvolk bleiben in jedem Fall bestehen.
Allenfalls wäre ein Horror-Szenario denkbar: Um seine Schulden abzuzahlen, muss der Staat so viel ausgeben, dass für Löhne (Beamte, Angestellte) und Investitionen (z.B. Straßen, Schulen) kein Geld mehr übrig bleibt. Dies wäre der sogenannte Haushaltsnotstand.
5. Wer hilft, wenn Deutschland zahlungsunfähig würde?
Der Internationale Währungsfond (International Monetary Fund - IMF) der Vereinten Nationen würde Deutschland - wie anderen Staaten auch - im Notfall mit Geld versorgen. Bedingung wäre ein strikter Sparkurs für alle öffentlichen Haushalte, um das Land zu sanieren. Wie die aktuelle Schuldenkrise im Euroraum zeigt, wäre unter Umständen auch die EZB zum Eingreifen gezwungen ("Eurobonds" und der Ankauf von Staatsanleihen lassen grüßen...).