SPOTLIGHT: Deutschland hatte zum Jahresende 2022 nach einer ersten Schätzung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) mindestens 84,3 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner. Damit lebten hierzulande so viele Menschen wie noch nie am Ende eines Jahres. Gegenüber dem Jahresende 2021 nahm die Bevölkerungszahl um 1,1 Millionen Personen zu. Die Ursache dieses starken Wachstums war eine Nettozuwanderung (positiver Saldo aus Zu- und Fortzügen) auf Rekordniveau.
Einwohnerzahlen der Bundesländer 2022
Die Grafik zeigt die Zahlen für 2022 für Deutschland insgesamt und für die 16 Länder (umgangssprachlich Bundesländer). Datenquelle: Statistisches Bundesamt.
Nachdem auch die Zahlen für die Länder mit dem Zensus 2011 zum Teil deutlich nach unten korrigiert werden mussten, stiegen sie inzwischen aber aufgrund der hohen Zuwanderung wieder an.
Das bevölkerungsreichste Bundesland bleibt NRW mit über 17,9 Millionen Einwohnern, das kleinste Bundesland ist Bremen mit rund 680 Tausend Einwohnern. Kleinstaaterei inmitten Deutschlands in Zeiten einer sich globalisierenden Welt? Kein Kommentar...
Einwohnerzahl Deutschlands 2022
Zum Jahresende 2022 lebten gut 84,3 Millionen Menschen in Deutschland, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) auf Grundlage der Bevölkerungsfortschreibung mitteilt. Nachdem die Bevölkerungszahl in Deutschland 2020 nahezu unverändert blieb (-12.000 Personen), ist sie im Jahr 2021 um 0,1 % beziehungsweise 82.000 Personen gestiegen. Aufgrund der Rundung der Zahlen auf die Zehntelstelle blieb es bei gut 83,2 Millionen Personen in Deutschland. Im Einzelnen:
• 2022 = 84.300.000
• 2021 = 83.237.124
• 2020 = 83.155.031
• 2019 = 83.166.711
Nach der aktuellen Schätzung kamen 1,42 Millionen bis 1,45 Millionen Personen mehr nach Deutschland als ins Ausland fortgezogen sind. Damit war die Nettozuwanderung 2022 über viermal so hoch wie im Vorjahr (2021: 329.163) und so hoch wie noch nie seit 1950. Neben der starken Zuwanderung der Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine hat auch die Zuwanderung von Menschen anderer Nationalitäten deutlich zugenommen.
In den drei Jahrzehnten seit der deutschen Vereinigung war die Bevölkerung Deutschlands überwiegend gewachsen. Ausnahmen bildeten lediglich die Jahre 1998 sowie 2003 bis 2010. Das Bevölkerungswachstum hatte sich jedoch ausschließlich dadurch ergeben, dass mehr Menschen zugewandert als abgewandert waren. Ohne Nettozuwanderung wäre die Bevölkerung bereits seit 1972 geschrumpft, da seither jedes Jahr mehr Menschen starben als geboren wurden.
Ein Rückgang der Geburtenzahl und die gestiegene Zahl der Sterbefälle haben sich im Jahr 2022 dämpfend auf das Bevölkerungswachstum ausgewirkt. Die Zahl der Geburten sank 2022 um etwa 7 % im Vergleich zu 2021 und dürfte zwischen 735.000 und 745.000 betragen (2021: 795.492). Die Zahl der Gestorbenen stieg dagegen um rund 4 % auf etwa 1,06 Millionen (2021: 1.023.687.
Weiterführender externer Link
- Statistisches Bundesamt (Destatis)
(siehe dort Themenbereich "Bevölkerung")
Analyse und Kommentar
(1) Entwicklung der Einwohnerzahlen seit 1871
- Die Einwohnerzahl Deutschlands hat sich in 140 Jahren etwa verdoppelt, was im globalen Vergleich eine geringe Steigerungsrate darstellt.
- Zwischen Weltkrieg I und Weltkrieg II gab es keine "Bevölkerungsexplosion", welche die im Dritten Reich propagierte These von einem "Volk ohne Raum" unterstützt hätte.
- Der Aderlass der DDR betrug während ihrer Existenz etwa 2 Millionen.
- Die Einwohnerzahl Deutschlands hatte laut alter amtlicher Bevölkerungsfortschreibung im Jahr 2002 mit rund 82,5 Millionen ihren vorläufigen Zenit erreicht.
(2) "Bevölkerungsschwund" im Jahr 2011?
Wurde die amtliche Einwohnerzahl Deutschlands 2010 noch mit rund 81,7 Millionen angegeben, so waren es 2011 nach offizieller Zählung nur noch rund 80,3 Millionen Einwohner. Gab es also einen Bevölkerungsrückgang von 1,4 Millionen?
Nein, denn die Einwohnerzahl für 2010 ergab sich aus der amtlichen Bevölkerungsfortschreibung, die auf den Daten der Volkszählung 1987 in der Bundesrepublik beziehungsweise auf den Daten des zentralen Einwohnermelderegisters der DDR aus dem Oktober 1990 basierte.
Die Einwohnerzahl für 2011 hingegen wurde mit dem "Zensus 2011" (Volkszählung) ermittelt. Mit der Veröffentlichung der Zensusergebnisse wurde die Berechnung der Bevölkerungszahl auf eine neue Grundlage gestellt. Danach gab es am Zensusstichtag 9. Mai 2011 in Deutschland gegenüber der bis dahin gültigen Bevölkerungszahl rund 1,4 Millionen Einwohner weniger als angenommen. Die Gründe:
(a) Zum einen war ein realer Bevölkerungsrückgang zu verzeichnen. Ein wesentlicher Grund hierfür war das in Deutschland schon seit Längerem bestehende Geburtendefizit, also die Differenz aus Geburten und Sterbefällen.
(b) Zum anderen hatte sich der Wanderungsgewinn, also mehr Zuzüge als Fortzüge, deutlich verringert und kehrte sich 2008 und 2009 sogar in einen leichten Wanderungsverlust um. Erst 2010 war wieder ein positiver Saldo zu verzeichnen. 2011 reichte der Wanderungsgewinn wieder aus, um das Geburtendefizit, das sich bis dahin auf fast 190.000 erhöht hatte, zu kompensieren. Der Wanderungsgewinn stieg 2013 bei einem nur leicht höheren Geburtendefizit auf fast 440.000 Personen an und erreichte im Jahr 2015 mit rund 1 Million Personen seinen vorläufigen Höhepunkt.
Ob der Wanderungsgewinn auf Dauer das Geburtendefizit ausgleichen kann, bleibt abzuwarten...
(3) Methodische Hinweise
(a) Die Ergebnisse des Bevölkerungsstandes sind ab dem Jahr 2016 aufgrund methodischer Änderungen bei den Wanderungsstatistiken, technischer Weiterentwicklungen der Datenlieferungen aus dem Meldewesen sowie der Umstellung auf ein neues statistisches Aufbereitungsverfahren nur bedingt mit den Vorjahreswerten vergleichbar.
(b) Zudem können Einschränkungen bei der Genauigkeit der Ergebnisse aus der erhöhten Zuwanderung und den dadurch bedingten Problemen bei der melderechtlichen Erfassung Schutzsuchender resultieren.