Geben und Nehmen in der EU 2019
Die Grafik gibt einen Überblick über die sogenannte Nettozahler-Problematik. Aus der Differenz zwischen den finanziellen Leistungen, die die einzelnen Mitgliedstaaten an die Europäische Union (EU) abführen und den Leistungen, die sie von der EU erhalten, ergibt sich aus der Sicht der Mitgliedstaaten entweder ein negativer Saldo (Nettozahler) oder ein positiver Saldo (Nettoempfänger).
In der Grafik markieren die roten Balken die Nettozahler, die grünen Balken die Nettoempfänger der EU. Die gelb gehaltenen Balken rechts oben zeigen die Belastung der Nettozahler gemessen in Prozent ihres Bruttonationaleinkommens (BNE).
Die größten Nettozahler sind
• Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, Niederlande, Schweden, Österreich
Die größten Nettoempfänger sind
• Polen, Ungarn, Griechenland, Tschechien, Rumänien, Portugal, Bulgarien
Diese Rangfolgen beziehen sich auf die nominalen Beträge in Milliarden Euro. Nimmt man den prozentualen Anteil am Bruttonationaleinkommen der Nettozahler als Maßstab, so bilden im Jahr 2019 Deutschland, Niederlsnde und Österreich das Spitzengtrio.
Weiterführender externer Link
- Europäische Kommission - EU-Haushalt
(Einstiegseite zum Thema Haushalt der Europäischen Union - in Deutsch)
Zum Vergleich
Nettozahler und Empfänger 2014
(alter Text 2014)
Die Grafik zeigt in der gleichen Systematik wie oben den Stand der Nettozahler und Nettoempfänger im Jahr 2014. Auffallend ist die relativ geringe Beitrag Großbritanniens. Der Grund: Großbritannien wird seit 1984 der sogenannte "Briten-Rabatt" eingeräumt. Ohne diese umstrittene Ermäßigung hätte Großbritannien 2014 etwa 11 Milliarden Euro leisten müssen (hellgelber Balken). Tatsächlich zahlte das Land nur etwa 5 Milliarden Euro - erhielt also einen Rabatt von rund 6 Milliarden Euro.
Beachtenswert ist ferner, dass sich die Nettoempfänger und deren Reihenfolge zwischen 2014 und 2017 zum Teil deutlich verschoben haben.
(Ende alter Text)
Kommentar
Die Frage, ob sich mit der EU-Mitgliedschaft für einen Staat mehr Vor- oder Nachteile verbinden, lässt sich nicht mit einer buchhalterischen Gegenüberstellung von Einnahmen und Ausgaben bezogen auf den EU-Haushalt beantworten. Trotzdem wird dieses Thema gerade bei den "Nettozahlern" immer wieder diskutiert. Umso wichtiger ist es, nicht nur die absolute Höhe der geleisteten Zahlungen der Staaten zu betrachten, sondern diese auch in Bezug zu der jeweiligen Wirtschaftskraft und Bevölkerungszahl zu setzen.
Fakt ist: Die Nettozahler-Debatte sagt nichts aus über die tatsächlichen finanziellen Vorteile, die sich für die EU-Mitgliedstaaten aus der Mitgliedschaft ergeben.
Fakt ist: Der EU-Haushalt ist ein Solidaritätshaushalt, d.h. die stärkeren Länder unterstützen - ähnlich wie dies in Deutschland im Rahmen des Länderfinanzausgleichs geschieht - die schwächeren Länder.
Fakt ist: Würden alle Länder so viel Geld zurückbekommen wie sie einzahlen, könnten wir uns die Einzahlung sparen und die Mittel direkt verwenden.
Und nicht zuletzt eine Beruhigungspille: Jeder EU-Bürger wendet nur etwa 80 Cent pro Tag für die EU auf - und das sollte uns ein Europa in Frieden, Wohlstand und Stabilität doch wohl wert sein...