SPOTLIGHT: Deutschland hatte zum Jahresende 2023 nach einer ersten Schätzung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) auf der Grundlage des Zensus 2022 rund 83,4 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner. Damit lebten 2023 rund 1,3 Millionen Menschen weniger als auf der Basis des Zensus 2011 vorausberechnet, aber dennoch rund 300 Millionen mehr als 2022.
Schätzung der Bevölkerungszahl 2023 auf Basis des Zensus 2022
Am 15. Mai wurde der Zensus 2022 ("Volkszählung") durchgeführt. Die laufenden Bevölkerungszahlen werden durch die Statistischen Ämter im Rahmen der Bevölkerungsfortschreibung auf Grundlage des jeweiligen letzten Zensus berechnet. Mit dem Zensus 2022 erhält die Fortschreibung der Bevölkerungszahlen eine neue Grundlage. Die amtliche Statistik stellt in der Zeit von Juni 2024 bis voraussichtlich Frühjahr 2025 die Berechnung der Zahlen auf den Zensus 2022 um.
Da die Ergebnisse des Berichtsjahres 2023 auf Basis des Zensus 2022 erst im Dezember 2024 verfügbar sein werden, wurde eine Schätzung der Bevölkerung für Deutschland insgesamt sowie differenziert nach Geschlecht auf Basis des Zensus 2022 vorgenommen. Hierzu wurden auf Basis des Bevölkerungsstandes zum 15.05.2022 entsprechend der Ergebnisse aus dem Zensus 2022 alle Bewegungen verrechnet, die im jeweiligen Berichtsjahr nach dem Zensusstichtag stattgefunden haben. Daraus ergeben sich folgende Schätzungen:
• 2023 = 83.445.000
• 2022 = 83.115.000
Weiterführender externer Link
- Statistisches Bundesamt (Destatis)
(siehe dort Themenbereich "Bevölkerung")
Analyse und Kommentar
(1) Entwicklung der Einwohnerzahlen seit 1871
- Die Einwohnerzahl Deutschlands hat sich in 150 Jahren etwa verdoppelt, was im globalen Vergleich eine geringe Steigerungsrate darstellt.
- Zwischen Weltkrieg I und Weltkrieg II gab es keine "Bevölkerungsexplosion", welche die im Dritten Reich propagierte These von einem "Volk ohne Raum" unterstützt hätte.
- Der Aderlass der DDR betrug während ihrer Existenz etwa 2 Millionen.
- Die Einwohnerzahl Deutschlands hatte laut alter(!) amtlicher Bevölkerungsfortschreibung im Jahr 2002 mit rund 82,5 Millionen ihren vorläufigen Zenit erreicht.
(2) "Bevölkerungsschwund" im Jahr 2011?
Wurde die amtliche Einwohnerzahl Deutschlands 2010 noch mit rund 81,7 Millionen angegeben, so waren es ein Jahr später in 2011 nach offizieller Zählung nur noch rund 80,3 Millionen Einwohner. Gab es also einen Bevölkerungsrückgang von 1,4 Millionen? Nein, denn die Einwohnerzahl für 2010 ergab sich aus der amtlichen Bevölkerungsfortschreibung, die auf den Daten der Volkszählung 1987 in der Bundesrepublik beziehungsweise auf den Daten des zentralen Einwohnermelderegisters der DDR aus dem Oktober 1990 basierte.
Die Einwohnerzahl für 2011 hingegen wurde mit dem "Zensus 2011" ermittelt. Mit der Veröffentlichung der Zensusergebnisse wurde die Berechnung der Bevölkerungszahl auf eine neue Grundlage gestellt. Danach gab es am Zensusstichtag 9. Mai 2011 in Deutschland gegenüber der bis dahin gültigen Bevölkerungszahl rund 1,4 Millionen Einwohner weniger als angenommen. Die Gründe:
(a) Zum einen war ein realer Bevölkerungsrückgang zu verzeichnen. Ein wesentlicher Grund hierfür war das in Deutschland schon seit Längerem bestehende Geburtendefizit, also die Differenz aus Geburten und Sterbefällen.
(b) Zum anderen hatte sich der Wanderungsgewinn, also mehr Zuzüge als Fortzüge, deutlich verringert und kehrte sich 2008 und 2009 sogar in einen leichten Wanderungsverlust um. Erst 2010 war wieder ein positiver Saldo zu verzeichnen. 2011 reichte der Wanderungsgewinn wieder aus, um das Geburtendefizit, das sich bis dahin auf fast 190.000 erhöht hatte, zu kompensieren. Der Wanderungsgewinn stieg 2013 bei einem nur leicht höheren Geburtendefizit auf fast 440.000 Personen an und erreichte im Jahr 2015 mit rund 1 Million Personen seinen vorläufigen Höhepunkt.
(3) "Bevölkerungsschwund" im Jahr 2022?
Sinngemäß gelten die Gründe auch für den scheinbaren Bevölkerungsschwund auf der Basis des Zensus 2022. Ob der Wanderungsgewinn auf Dauer das Geburtendefizit ausgleichen kann, bleibt abzuwarten...
(4) Methodische Hinweise
(a) Die Ergebnisse des Bevölkerungsstandes sind ab dem Jahr 2016 aufgrund methodischer Änderungen bei den Wanderungsstatistiken, technischer Weiterentwicklungen der Datenlieferungen aus dem Meldewesen sowie der Umstellung auf ein neues statistisches Aufbereitungsverfahren nur bedingt mit den Vorjahreswerten vergleichbar.
(b) Zudem können Einschränkungen bei der Genauigkeit der Ergebnisse aus der erhöhten Zuwanderung und den dadurch bedingten Problemen bei der melderechtlichen Erfassung Schutzsuchender resultieren.