2019: Am 28./29. Juni fand der jüngste G20-Gipfel in Osaka (Japan) statt. Bei vielen Themen des G20-Gipfels ist den Länder eine "Einigung" gelungen, indem einfach der Status Quo an bereits gefassten Beschlüssen festgeschrieben wurde. Einige Beispiele: Beim Klimaschutz gab es - wie beim letzten Gipfel 2018 in Buenos Aires - wieder eine 19:1 Erklärung (sprich: ohne die USA). Zur dringend notwendigen Reform der Welthandelsorganisation WTO gab es keine Fortschritte - es wurde aber immerhin betont, dass man eine Reform will. Das strittige Thema Migration wurde in der Abschlusserklärung nur mit wachsweichen Formulierungen erwähnt. Auch ansonsten viel Wolkiges: Frauen fördern, gute Gesundheitsversorgung für alle, Entwicklungsländer unterstützen. Alles Dinge, die man fast wortgleich schon gehört hat. Beobachter sprechen von einem Gipfel des Stillstands. Es ging praktisch nicht voran, aber immerhin auch nicht zurück. Einzig beim Thema Finanzen war die Einigung leicht. Man konnte praktisch eins zu eins übernehmen, was die G20-Finanzminister drei Wochen vorher beschlossen hatten. Wichtigster Punkt ist der Plan für eine weltweite Mindestbesteuerung von Unternehmen.
Warum ist die G20 entstanden?
Das Treffen der G7-Finanzminister und Notenbankchefs wurde 1999 erstmals auf das Format der G20 erweitert. Anlass dafür waren die Turbulenzen auf den internationalen Finanzmärkten während der Asienkrise. Angesichts der globalen Finanzkrise 2008 wurden die Treffen der G20 dann auf Ebene der Staats- und Regierungschefs gehoben.
Regelmäßige Treffen finden auch auf Ministerebene statt. Teilnehmer bei Finanzfragen sind in der Regel Finanzminister und Notenbankchefs (-gouverneure) der Mitgliedstaaten, Vertreter der EU (Ratspräsidentschaft und Europäische Zentralbank) sowie führende Vertreter des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbankgruppe.
Auf dem ersten sogenannten "Weltfinanzgipfel" in Washington berieten am 15. November 2008 die wichtigsten Wirtschaftsstaaten und Schwellenländer über Auswege aus der damaligen weltweiten Finanzkrise. Ziel soll sein, künftig "alle Finanzmärkte, Finanzprodukte und Finanzmarktteilnehmer" stärker zu überwachen. Die Finanzminister der G20 sollen konkrete Regelungen für eine Reihe von Feldern erarbeiten. Beschlüsse werden im Konsensverfahren gefasst; jedes G20-Mitglied hat eine Stimme.
Die Zusammensetzung der G20 hat sich seit ihrer Gründung nicht entscheidend verändert. Sie erfolgt nach der Bedeutung der Mitglieder für das internationale Finanzsystem, jedoch spielten die globale geopolitische Balance (siehe Südafrika) sowie die Wirtschaftskraft und Einwohnerzahl der Staaten/der EU ebenfalls eine Rolle.
Wie funktioniert die G20?
Die G20 ist keine internationale Organisation, sondern ein sogenanntes informelles Gremium. Das heißt: Die G20 fasst keine Beschlüsse, die eine direkte rechtliche Wirkung haben. Die G20 besetzt weder einen Verwaltungsrat mit ständigem Sekretariat noch eine ständige Vertretung ihrer Mitglieder. Deshalb spielt die jährlich wechselnde Präsidentschaft eine besonders wichtige Rolle.
Jedes Jahr am 1. Dezember übernimmt ein anderes Mitglied die Präsidentschaft. Die Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs finden jährlich statt. Zu jedem Gipfel werden Gipfelerklärungen (Kommuniqués) mit den wichtigsten Ergebnissen herausgegeben; hinzu kommen begleitende Berichte und Aktionspläne.
Gipfeltreffen
- 2016: Der G20-Gipfel fand am 4./5. September in Hangzhou (VR China) statt. Hierzu eine kleine Denksportaufgabe am Ende dieser Webseite.
- 2017: Der G20-Gipfel fand am 7./8. Juli 2017 in Hamburg (Deutschland) statt. Am 1. Dezember 2016 hatte Deutschland für ein Jahr die G20-Präsidentschaft übernommen. Details und viele bleibende weiterführende Links haben wir auf einer eigenen internen Webseite zusammengefasst
>> Der G20-Gipfel in Hamburg 2017 - 2018: Der G20-Gipfel fand am 30.11./01.12.2018 in Buenos Aires (Argentinien) statt.
- 2019: 28./29. Juni 2019 in Osaka (siehe Seitenbeginn).
- 2020: Der nächste Gipfel wird von Saudi-Arabien ausgerichtet.
Nachfolgend die offizielle(!) chinesische Interpretation des Logos 2016 - in unserer eigenen Übersetzung - lesenswert!:
"Das Logo für den 2016er Gipfel besteht aus
(1) einer stilisierten Brücke, die aus 20 geschichteten Linien besteht und die zwanzig Mitglieder der Gruppe symbolisiert, (2) dem Schriftzug "G20 2016 CHINA" und (3) einem Siegel in traditionellen chinesischen Schriftzeichen für "China". Die Brücke unterstreicht, dass die G20 eine Brücke für globales wirtschaftliches Wachstum, internationale Zusammenarbeit und eine win-win-Zukunft ist. Die Linien erinnern an Glasfaser-Kabel, die für eine miteinander verbundene Welt im Informationszeitalter stehen. Das im Schriftzug "G20" hervorgehobene "0" verkörpert Einheit und Koordination der G20-Mitglieder. Das Siegel repräsentiert die traditionelle chinesische Kultur und entspricht dem englischen Wort für China." |
Wäre Ihre Interpretation nahe an der chinesischen gewesen? Wenn nein, können Sie vielleicht erahnen, was in Gesprächen und Verhandlungen mit chinesischen Partnern an chinesischer Denkweise zu berücksichtigen ist...