Das nahöstliche Beziehungsgeflecht

SPOTLIGHT: Zwei Golfstaaten und Israel unterzeichneten am 15. September 2020 historische Abkommen. Im Beisein von US-Präsident Trump besiegelten Israels Ministerpräsident Netanjahu und die Außenminister der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Bahrains im Weißen Haus in Washington die Aufnahme diplomatischer Beziehungen.


Das nahöstliche Beziehungsgeflecht - Terrorgruppen und Unterstützerstaaten

Die Grafik zeigt eine Auswahl nahöstlicher Staaten und Gruppierungen. Verdeutlicht wird die Einflussnahme aktiver Unterstützerstaaten auf terroristische Gruppierungen und deren Beziehungen zu Israel und zu ihren Unterstützerstaaten. Der Schwerpunkt liegt auf den für den Israel-Palästina-Konflikt besonders relevanten Staaten und Gruppen.

Die Legende der sehr komplexen Darstellung ist wie folgt:

  • Gelb, sandfarben und grün unterlegte Flächen: Staaten und Palästinensergebiete
  • Weiße Kästen: ausgewählte Gruppierungen
  • Rote Quadrate: die bewaffneten Arme der Gruppierungen bzw. im Fall des PIJ die Terrorgruppe selbst
  • Rote Punkte und rote Pfeillinien: Aktive Unterstützerstaaten (Iran, Syrien und zunehmend auch Katar) und im Fall der Hamas auch deren "Muttergesellschaft", die Muslimbrüder in Ägypten
  • Durchbrochene rote Pfeillinien: Lose Unterstützung, vorwiegend finanziell (Saudi-Arabien und Golfstaaten)
  • Weiße Ellipse im Bereich Syrien/Irak: "Islamischer Staat" (IS)
  • Grüne Linien: Zusammenarbeit zwischen Staaten (Iran-Syrien und bis 2011 bzw. ab 2016 Türkei-Israel)
  • Grüne Punkte: Friedensverträge Israels mit Ägypten (1979) und Jordanien (1994)
  • Grüne Karos: Aufnahme diplomatischer Beziehungen Israels zu Bahrain und Vereinigte Arabische Emirate (VAE) ab September 2020

Für den interessierten Leser empfiehlt sich ein Nachschlagen zu Details der einzelnen Komponenten in den sogenannten Terrorlisten insbesondere der UN, EU und USA; für Vortragende/Unterrichtende ist eine ausführliche Einarbeitung in die Materie erforderlich.


Erläuterungen

Die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) ist die allgemein als rechtmäßig anerkannte Vertretung der Palästinenser. Am 29. November 2012 erhielt die Vertretung der PLO den Beobachterstatus als "Staat Palästina" bei den Vereinten Nationen. Die PLO beansprucht Westbank, Gaza-Streifen und Ostjerusalem als "Staatsgebiet". Innerhalb der PLO ist die Fatah die größte und einflussreichste Fraktion. Der Führer von PLO und Fatah ist identisch (derzeit Abbas, früher Arafat).

Hauptkonkurrent bzw. - je nach Bedarf - Hauptgegner der PLO ist die Hamas. Die Hamas ist eine "Tochtergesellschaft" der ägyptischen Muslimbrüder. Die Hamas kontrolliert den seit 2005 von Israel geräumten Gaza-Streifen und führte mehrere bewaffnete Konflikte mit - und insbesondere Raketenangriffe auf - Israel, die jüngsten in 2019.

Näheres zu den Gruppierungen finden Sie auf der internen Webseite
•  Islamistische Terrorgruppen


Kommentar

Viele Terrorgruppierungen begründen ihre Existenz mit dem Kampf für einen palästinensischen Staat. Tatsächlich aber haben die meisten von ihnen nicht bzw. nicht nur den Kampf für einen selbständigen Staat Palästina zum Ziel, sondern zum einen den Umsturz im eigenen Land, zum anderen einen "Heiligen Krieg gegen Juden und Kreuzfahrer"(sprich: christliche Europäer).

Die Anerkennung eines selbständigen Staates Palästina ist zwar eine geschichtliche Notwendigkeit, löst aber nicht das Problem des Terrorismus im Nahen Osten: Solange es Terrorgruppen gibt, die die Vernichtung ("Ausradierung") Israels zum Ziel haben, kann es keinen Frieden im Nahen Osten geben. Solange es Terrorgruppen gibt, die das Töten eigener Landsleute und muslimischer Glaubensbrüder zur heiligen Tat erklären, wird es keinen Frieden im Nahen Osten geben.

Überlagert wird das Ganze in jüngster Zeit zunehmend durch staatliche Konflikte um die Vorherrschaft im erweiterten Nahen Osten. Türken versus Perser versus Araber versus Türken etc. etc. - Schiiten versus Sunniten - Stellvertreterkriege in Syrien und Jemen. Diese Großlage kann zwar von dem geografisch kleineren Konflikt Israel-Palästina ablenken, birgt jedoch die Gefahr eines regionalen Flächenbrandes, der ohne das Eingreifen global agierender Akteure nicht mehr beherrschbar wäre und sich damit zu einem globalen Konfliktszenario auswachsen könnte...