Die Schuldenmacher der Eurozone – Schuldenquoten

SPOTLIGHT: Ende 2021 lag der öffentliche Schuldenstand (Bruttoschuldenstand des Staatssektors) im Verhältnis zum BIP (Verschuldungsquote) in der Eurozone (Euroraum) bei 95,6% und damit im Vergleich zum Stand Ende 2020 (97,2 Prozent) deutlich niedriger. Der Grund für den Rückgang findet sich in einem stärkeren Wachstum des BIP als dem des öffentlichen Schuldenstands.


Schuldenquoten der Mitglieder der Eurozone in Prozent des BIP

Schuldenquoten 2021

Im Jahr 2021 betrug der öffentliche Schuldenstand in der Eurozone gemessen am BIP 95,6 Prozent. Die Grafik zeigt die Staatsverschuldung (Verschuldungsquote, auch Schuldenstandquote genannt) der einzelnen Mitgliedstaaten der Eurozone. Die rote Linie markiert den "erlaubten" sogenannten Maastricht-Schwellenwert von 60% des BIP. Die roten Säulenanteile markieren die über diesem Schwellenwert liegenden verschuldeten Länder, die grünen Säulen die Länder mit relativ "geringer" Verschuldung unterhalb der 60%-Linie.

2021 blieben immerhin sieben Euroländer unter dem 60%-Schwellenwert. Zwölf Länder weisen einen Schuldenstand von zum Teil deutlich über 60% auf - wovon sieben Euroländer mit ihren Schulden sogar im dreistelligen Prozentbereich liegen - darunter auch Frankreich, Italien und Spanien. Gemessen am BIP verringerte sich der öffentliche Schuldenstand im Euroraum von 97,2% im Jahr 2020 auf 95,6 im Jahr 2021 und in der EU27 von 90,0% auf 88,1%. Hinweis: Datenquelle aller Daten dieser Webseite ist Eurostat.

Weiterführender externer Link

  • Eurostat
    (Webpräsenz des Statistischen Amts der Europäischen Union - auch in Deutsch anwählbar)

Schuldenentwicklung in der Eurozone - Schuldenstand 2008 und heute im Vergleich

Die Schuldenentwicklung seit 2008

Die Grafik vergleicht den Schuldenstand im Jahr 2008 (gelbe Säulenanteile) mit dem Schuldenstand 2021 (rote Säulen), gemessen in Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Die rote Linie markiert den Maastricht-Schwellenwert von 60%. Die zwei Länder, denen es gelungen ist, den Schuldenstand gegenüber 2008 zu verringern, sind grün markiert.

2008 lag der Schuldenstand von 11 Ländern noch unter der 60%-Marke und von nur drei Ländern (Belgien, Griechenland und Italien) deutlich über diesem Wert. Seit 2008 hatte sich der öffentliche Schuldenstand in allen(!) Mitgliedstaaten der Eurozone erhöht. 2018 lagen nur noch 7 der 19 Euroländer unterhalb des Schwellenwerts. Spitzenreiter des Schuldenstandes ist Griechenland mit rund 181 Prozent, gefolgt von vier Ländern im dreistelligen Prozentbereich (Belgien, Italien, Portugal und Zypern).

Immerhin gelang es 2021 aber zwei Ländern ihren Schuldenstand gegenüber 2008 - wenn auch z.T. nur leicht - zu reduzieren: Malta und die Niederlande.

Bitte beachten: Um die Schuldenentwicklung einzuordnen und sachgerecht zu interpretieren, ist es notwendig, das Verhältnis der gelben und der roten Säulenanteile der einzelnen Länder zu vergleichen. So hat sich z.B. der aktuell realiter niedrige Schuldenstand von Estland seit 2008 verdoppelt, und der Schuldenstand von Slowenien sogar mehr als verdreifacht.


Kommentar

Zu beachten ist, dass der Maastricht-Schwellenwert von 60 Prozent nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht, sondern ein realpolitisches Zugeständnis ist. Solide wäre eine Haushaltsführung, die auf Schulden generell verzichtet - also einen Schwellenwert von Null einhält - oder besser noch, Überschüsse generiert, um die bereits bestehenden Schuldenberge abzubauen. Konkret gefragt:

  • Könnten Sie ruhig schlafen, wenn Sie bei einem angenommenen jährlichen Einkommen von 30.000 Euro mehr als 20.000 Euro Schulden hätten?

Na dann gut's Nächtle...