Globale Entwicklungshilfe

SPOTLIGHT: Erstmals erreicht Deutschland im Jahr 2016 die Zielgröße von 0,7 Prozent Entwicklungsausgaben vom Bruttonationaleinkommen - bedingt durch die anrechenbaren Flüchtlingsausgaben im Inland. Ohne deren Anrechnung läge die Quote bei 0,52 Prozent. Das geht aus den Zahlen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) für die Official Development Assistance (ODA) hervor.

Hintergrund: Jedes Jahr im April legt die OECD ein Geber-Nehmer-Ranking auf Grundlage der Meldungen der Mitgliedsstaaten vor. Die endgültigen ODA-Zahlen gibt die OECD am Jahresende bekannt. Für die ODA-Quote, das heißt das Verhältnis von Entwicklungsausgaben und Bruttonationaleinkommen, haben die Vereinten Nationen 1972 das Ziel von 0,7 Prozent ausgegeben.


Öffentliche Entwicklungshilfe in Prozent des BNE (globale Geber)

Entwicklungshilfe - versprochen / gebrochen
(prozentualer Vergleich für 2017)

Der Anteil der Aufwendungen für die öffentliche Entwicklungshilfe (Official Development Assistance - ODA) wird in Prozent des Bruttonationaleinkommens (BNE) gemessen - die sogenannte ODA-Quote. In der Grafik verglichen werden die 20 größten Geberländer der insgesamt 30 Mitglieder (inkl. EU als Ganzes) des Entwicklungshilfeausschusses (Development Assistance Committee - DAC) der OECD. Die Mitglieder des DAC haben im Jahr 1970 versprochen, 0,7% ihres Bruttonationaleinkommens (BNE) für die Entwicklungshilfe aufzuwenden.

Die grünen Balken zeigen diejenigen Länder, die dieses Ziel (grüne Linie) erreicht und überschritten haben, die gelben Balken diejenigen Länder, die das Ziel noch nicht erreicht haben.

Die rote Linie zeigt den durchschnittlichen ODA-Anteil aller Geberländer im Jahr 2017 in Höhe von 0,38%. Deutschland liegt mit 0,67% darüber und erreicht nach mehr als 45 Jahren nahezu die Höhe des versprochenen Beitrags.


Geberländer der globalen Entwicklungshilfe im Vergleich

Geberländer im Vergleich
(nominaler Vergleich für 2017)

Die Grafik vergleicht die realen Aufwendungen der größten Geberländer des DAC an der globalen Entwicklungshilfe in Milliarden US-Dollars (das Inlet-Foto zeigt sudanesische Kinder auf der Suche nach Getreidekörnern). Auffallend ist der relativ große Anteil der USA in Höhe von fast einem Viertel der weltweiten Entwicklungshilfe, die sich im Jahr 2017 insgesamt auf rund 147 Milliarden US-Dollar summierte. Deutschland liegt hinter den USA auf dem zweiten Platz.

Die braunen Balken markieren die G7-Länder, deren Anteil sich auf rund drei Viertel der globalen Entwicklungshilfe beläuft. Die Entwicklungshilfe aller EU-Mitglieder im DAC zusammen beträgt deutlich mehr als die Hälfte der globalen Unterstützung.

Angesichts der starken Wirtschaftsleistung der USA müsste der US-amerikanische Beitrag - relativ zu den EU-Geberländern gesehen - fast verdoppelt werden. Fairerweise muss man aber hinzufügen, dass die USA ihre Unterstützung oft außerhalb der offiziellen statistisch ermittelten Entwicklungshilfe durchführen - natürlich, wie immer, verbunden mit deutlich nationalen Eigeninteressen.

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•  Deutsche Entwicklungshilfe

Weiterführender externer Link

  • OECD
    (Organisation for Economic Co-Operation and Development (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) - Webpräsenz in Englisch. Dort eine Vielzahl von Daten zu ODA und DAC)

Kommentar

Haste mal 'nen Euro? Keine Angst, Sie sollen nicht spenden. Nur einmal innehalten und Ihr Geld zählen. Und Sie brauchen noch nicht einmal einen Euro zu finden - 70 Cent tun es auch.

70 Cent pro Einhundert von ihnen erwirtschafteten Euro, das ist alles, was die Industrieländer Anfang der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts den Vereinten Nationen als finanzielle Entwicklungshilfe zugesagt hatten. Dieses Versprechen, nämlich 0,7% des Bruttonationalprodukts - heute als Anteil am Bruttonationaleinkommen (BNE) gemessen - für die Entwicklungshilfe aufzubringen, hat außer einigen wenigen, vor allem skandinavischen und Benelux-Ländern, kein Staat erfüllt.

Auch die Bundesrepublik Deutschland nicht. Zwar brachten wir 2016 erstmals die versprochenen 0,7 Prozent auf - das aber nur, weil in diesem Jahr der Schuldenerlass für die ärmsten Länder und insbesondere die Aufwendungen für die Flüchtlinge im Inland als Entwicklungshilfe eingerechnet wurden.

Die EU war stolz darauf, dass sich ihre Mitgliedstaaten nach der Jahrtausendwende verpflichtet hatten, die öffentliche Entwicklungshilfe bis 2010 auf 0,51% und bis 2015 auf die bereits 1970 versprochenen 0,7% zu erhöhen. Wir schreiben das Jahr 2019 und der durchschnittliche EU-Anteil dürfte bei gerade einmal 0,5% liegen. Großartige Leistung, das...

Aber selbst die versprochenen 0,7 Prozent wären ja nur ein Tropfen auf den heißen Stein, allerdings ein doppelt so großer Tropfen wie heute. Was wurde nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 nicht alles in unzähligen Betroffenheitsreden schwadroniert: Der internationale Terrorismus muss durch Armutsbekämpfung ausgetrocknet werden (als ob der Multimillionär Osama Bin-Laden durch Finanzspritzen hätte besänftigt werden können).

Und was wird aktuell angesichts der Flüchtlingsströme nicht alles in wohlfeilen Sonntagsreden verlangt: Man muss die Ursachen der Flucht bekämpfen und die Not dort lindern, wo sie entsteht. Und das mit durchschnittlich 38 Cent pro Hundert Euro? Ihr Pharisäer...

Nein, es geht um die Linderung der ärgsten Not der wirklich Notleidenden - nicht nur durch gelegentliches Spenden, sondern durch echtes Teilen.

Aber wer soll, wer will den Anfang machen?