Iran und die Macht der Mullahs

SPOTLIGHT: Nach dem Tod des Amtsinhabers bei einem Hubschrauberabsturz musste der Iran einen neuen Präsidenten (Regierungschef) wählen. Nach der ersten Runde gingen zwei Kandidaten in die Stichwahl, bei der sich am 05. Juli 2024 der als "moderater Politiker" beschriebene Peseschkian mit rund 55 Prozent gegen seinen ultrakonservativen Herausforderer Said Dschalili durchsetzte. Die Wahlbeteiligung lag nach Angaben der Wahlbehörde bei 49,8 Prozent. Im ersten Durchgang hatte sie bei lediglich 40 Prozent gelegen - dem niedrigsten Wert seit der islamischen Revolution im Jahr 1979.


Iran - das politische System und die Macht der Mullahs

Politisches System

Das Schaubild verdeutlicht das politische System des Iran und die Macht der Mullahs. Die Grafik zeigt im linken Teil die gewählten politischen Organe (rot)

  • Parlament (Einkammersystem)
  • Präsident (Regierungschef)

und im rechten Teil die religiös-politischen Organe (grün)

  1. Staatsoberhaupt (zugleich religiöses Oberhaupt, oberster Rechtsgelehrter und Oberbefehlshaber der Streitkräfte und der Revolutionsmilizen)
  2. Wächterrat (zentrale Macht- und Einflussinstitution)
  3. Expertenrat (zeitgleich mit dem Parlament formal "gewählt")
  4. Schlichtungsrat (eine Art Vermittlungsausschuss)

Die ersten drei Organe bestimmen sich quasi selbst in einem circulos virtuosus. Die Bilder zeigen die derzeitigen obersten Repräsentanten der jeweiligen Organe.


Der schiitische Halbmond - Länder mit bedeutsamen Anteil von Schiiten

Islam - der schiitische Halbmond

Die ethnische Verteilung im Nahen Osten (siehe nächste Grafik) wird überlagert durch die beiden unterschiedlichen Hauptströmungen des Islam. Während die meisten arabischen Staaten der sunnitischen Glaubensrichtung angehören, die weltweit ca. 90% aller Moslems umfasst, sind einige Länder eng mit dem Mutterland der Schia, dem Iran, verbunden.

Aufgrund der geographischen Ausdehnung spricht man hierbei vom sogenannten schiitischen Halbmond. Hierzu zählen im weitesten Sinne und in durchaus unterschiedlicher Ausprägung folgende Länder (Auflistung von hohem zu niedrigem Anteil der Schiiten): Iran (Mutterland), Aserbaidschan, Irak, Bahrain, Jemen, Libanon, Kuwait und Syrien.

Die Inlet-Tabelle listet den schiitischen Bevölkerungsanteil dieser Länder prozentual und in nominale Einwohnergrößen umgerechnet auf. Auch in den anderen durch den Halbmond abgedeckten Ländern leben Schiiten, deren dortiger Anteil meist auf unter 10 Prozent geschätzt wird.

Hinweis: Die Angaben zum Anteil der Schiiten basieren zumeist auf inoffiziellen Schätzungen. Diese können je nach Publikation und deren "Quelle" deutlich variieren. Wir haben die unserer Meinung nach seriösesten und zuverlässigsten Quellen herangezogen.


Ethnien im Nahen Osten

Ethnien im Nahen Osten

Die Verteilung der wichtigsten Ethnien des Nahen Ostens wird wie folgt dargestellt

•  Araber (gelb)
•  Israelis (blau)
•  Türken (orange)
•  Iraner (= Perser) (grün)
•  Kurden (schematische Verteilung als transparente Ellipse)

Die wechselseitige Abneigung der Ethnien ist meist "herzhaft", was aber eine Zusammenarbeit, sofern sie den eigenen Interessen dienlich ist, durchaus nicht ausschließt - siehe die Verbindung Syrien zu Iran oder die (seit dem Ship-to-Gaza-Zwischenfall im Mai 2010) abgekühlte Kooperation Türkei - Israel und die seit dem Gazakonflikt 2024 quasi "erklärte" Feindschaft der Türkei zu Israel.

21 August 2024 Kategorien Iran